In der kritischen Phase des Berufseinstiegs ist Netzwerken das A und O, daran besteht längst kein Zweifel mehr. Da gibt es auf der einen Seite Leute wie mich, die total extrovertiert sind, gerne mit neuen Leuten in Kontakt kommen und total darin aufgehen, auch im beruflichen Kontext interessante Menschen kennenzulernen. Auf der anderen Seite gibt es wiederum solche, bei denen der Gedanke, sich scheinbar ohne Anlass mit anderen vernetzen zu “müssen”, eher Unbehagen verursacht.
Und doch bin ich überzeugt, dass das alles nicht nur total wichtig ist, sondern auch enormen Spaß machen kann – wenn man nur den richtigen Rahmen dafür wählt. Langweilige Karrieremessen, stumpfes Visitenkarten-Karussel spielen ohne Sinn und Verstand sind weder effektiv noch spaßig. Und das muss es auf jeden Fall sein, finde ich: spaßig. Das wird gerne mal vergessen, wenn von allen Seiten gepredigt wird, dass man sich vernetzen muss. Networking hier, Kontakte dort, Xing, LinkedIn und so weiter. Wenn man es nur als “Sport” betrachtet, geht ja das Menschliche total verloren. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum es vielen Leuten so schwerfällt.
“Netzwerken light” – voll und ganz unverkrampft
Steckt man erst mal im Beruf drin, funktioniert das wohl auch ganz gut mit dem Vernetzen: man lernt auf ganz natürlichem Weg Geschäftspartner und Kollegen kennen, trifft sich zum Mittagessen, bleibt in Kontakt.
Aber wie macht man es, wenn man als Newbie außer Kommilitonen und Co-Stammkneipenbesuchern keinen kennt? Wie kommt man an die Leute ran, mit denen man sich vernetzen sollte und mit denen man Interessen, Fähigkeiten und Leidenschaften teilt? Mein nicht ganz so geheimer Geheimtipp lautet: Barcamps. Wenn du noch nicht weißt was das ist, kannst du es hier nachlesen.
Socializing statt nur netzwerken
Ganz unverkrampft kommst du bei Barcamps mit Leuten in Berührung, die coole Sachen machen, mit denen man sich super austauschen kann und mit denen man gerne in Kontakt bleibt. Beim Kaffeepläuschchen stellt sich nicht selten heraus, dass dein Gegenüber aus der Branche kommt, für die du dich interessierst oder in der du dich bewerben möchtest. Natürlich hat diese Person jetzt nicht rein zufällig einen Job zu vergeben, den sie dir gleich zuschiebt. Der Wert von solchen Begegnungen liegt in erster Linie im Austausch miteinander. Nahezu alle Leute geben sehr gerne Tipps und Hinweise, beantworten Fragen zu ihrem Fachgebiet und interessieren sich in den allermeisten Fällen auch für deine Perspektive. Wenn dabei die eine oder andere Visitenkarte ausgetauscht wird – umso besser.
“Und was machst du so?”
Was ich bei solchen Events immer extrem spannend finde ist, dass ich so viele interessante Leute zu ihrem Berufsalltag ausfragen kann. So lerne ich viele verschiedene Berufsbilder und Branchen kennen, von denen ich vielleicht noch gar keine Ahnung hatte. Heute existieren so viele Berufe, die es vor 5 oder 10 Jahren noch überhaupt nicht gab – was könnte interessanter sein, als mal auf Tuchfühlung zu gehen. Beispiel: Blogger, Hacker oder YouTuber. “Was, mit sowas kann man Geld verdienen?!” Ja, kann man. Man muss nur die Augen offen halten und sich informieren, was es alles für tolle Berufsbilder gibt.
Who is who – von Experten und Influencern
Du interessierst dich für ein bestimmtes Thema, aber hast keine Ahnung, wo du dich detaillierter darüber informieren kannst, wer Experte auf dem Gebiet ist und mit wem du dich potenziell austauschen könntest? Barcamp sei Dank ist das kein Problem mehr – denn ziemlich schnell entwickelst du ein Gefühl dafür, wer Ahnung von der Branche deiner Wahl hat. Umso besser für dich! Du kannst diesen Leuten Fragen stellen, dir Tipps holen und dir einfach etwas von ihrem Glitzer abtupfen. Nach dem Barcamp weißt du z.B. besser, wem du auf Twitter folgen solltest, um auf dem Laufenden zu bleiben, wo und wie du wichtige Informationen am schnellsten herbekommst und wer dazu die größte Expertise hat.
Social Media Vernetzung
Mein Tipp: Schaue dir im Vorfeld, während des Barcamps oder auch danach die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Viele Barcamp-Organisatoren arbeiten für das Ticketing mit Xing zusammen, wie zum Beispiel das Barcamp Koblenz, das vom 17. – 18. Juni 2016 stattfindet. Nach dem Kauf eines Tickets kriegst du die anderen Teilnehmer angezeigt.
Gute dir gezielt die Leute an, die “interessant” für dich sind, die deinen Traumjob ausüben oder in der Branche arbeiten, in die du gerne rein würdest. Wenn du nach einer kurzen Google- oder Social Media-Recherche feststellst, dass eine bestimmte Person total spannend für dich ist, nutze das Barcamp, um ihn oder sie anzusprechen. Auch eine Einladung auf einen Kaffee im Vorfeld kann eine gute Idee sein. So haben Jana und ich uns übrigens kennengelernt – heute sind wir Blogpartnerinnen und Co-Gründerinnen. Das zeigt mal wieder: man weiß nie, was sich so entwickeln kann!
Alles vor deiner Haustür
Besonders cool finde ich bei Barcamps, dass sie einen starken regionalen Charakter haben. Schon seit Kraftklub wissen wir: nicht jeder möchte nach Berlin ziehen, und das ist auch überhaupt nicht nötig. Auch woanders gibt es tolle Initiativen, Menschen und Events. Dieser regionale Fokus ist perfekt für alle, die sich umgucken wollen, was und wen es sonst noch so in der Region gibt. Das ist sowohl für Selbstständige als auch für Bewerber und Angestellte eine gute Sache.
Weiterbildung für den schmalen Geldbeutel
Hast du schon mal nachgesehen, was so eine Social Media-Schulung eigentlich kostet? Und ein Workshop über Programmier-Basics? Von einem Rhetorik-Seminar ganz zu schweigen. Äh…, gibt’s das auch in billiger?
Die Antwort ist: Ja! Bei einem Barcamp herrscht ein schönes und munteres Geben und Nehmen. Ein “Experte” in einem Thema bietet kostenlos eine Session an, einfach um sein Wissen mit anderen zu teilen. Du kannst jede Session besuchen, einfach so. Selbstverständlich kannst du auch eine Session oder einen Vortrag anbieten – musst du aber nicht.
Vom geballten Know-How der anderen Teilnehmer kannst du also gnadenlos profitieren. Ich persönlich habe Dinge gelernt, über die ich schon immer mal mehr wissen wollte – von Suchmaschinenoptimierung und den besten WordPress-Plugins über Creative Commons-Bilder. Um einen genaueren Eindruck des Themenspektrums eines Barcamps zu bekommen, schau dir einfach mal einen Beispiel-Sessionplan an. Da ist für jeden Geschmack und jeden Kenntnisstand etwas Interessantes dabei. Das wahre Problem besteht am Ende tatsächlich darin, sich bei der Masse an hochwertigen Sessions zu entscheiden!
Du kannst dich selbst einbringen
Wie gesagt kannst du auch selbst Sessions anbieten und dich so selbst einbringen, positionieren und sichtbar werden. Nervös sein brauchst du nicht, denn niemand erwartet, dass du eine perfekte Bühnenshow ablieferst. Was kannst du gut, für welches Thema brennst du, worüber könntest stundenlang erzählen? Es gibt sicher Leute, die sich für dein Know-How und deine Perspektive interessieren. Ich wurde damals beim Bier von jemand sehr nettem überzeugt, meine eigene Session zum Thema Bloggen und Beruf zu halten. Obwohl ich im Vorfeld natürlich nervös war, ist es super gelaufen und hat mir großen Spaß gemacht. Seitdem halte ich gerne und regelmäßig Vorträge, gebe mein Wissen hier im Blog oder bei YouTube und seit kurzem sogar in Webinaren weiter. Wer weiß, wie es dich weiterbringt, wenn du dich traust?