Community-Autorin Meike tanzt derzeit beruflich auf mehreren Hochzeiten. In diesem Artikel erzählt sie, wie sie nebenberuflich selbstständig wurde und teilt sie ein paar Erkenntnisse mit uns, die sie unterwegs gemacht hat. Und wer weiß, vielleicht ermutigt es auch dich, deine Talente zu entdecken, die in deinem derzeitigen Job noch versteckt sind?
In Phasen des Umbruchs: Erst einmal raus und einen klaren Kopf bekommen
Alles ging los damit, dass sich von einem Tag auf den anderen mein Leben umkrempelte. Ich hatte zwei Jahre bei Vural Öger gearbeitet, war dort für buchstäblich alles Mögliche – und dazu noch die VOX-Fernsehsendung Die Höhle der Löwen zuständig gewesen. Ich dachte logischerweise, wir würden nach zwei Staffeln auch bei der dritten Staffel dabei sein. Kurz vor Weihnachten 2015 kam dann die Nachricht, dass Herr Öger Insolvenz anmelden muss. Aus und vorbei. So viele Projekte, an denen ich die letzten zwei Jahre gearbeitet hatte – weg. Wie richtig doch John Lennon schon festgestellt hatte: „Life is what happens while you are busy making other plans“ – “Leben ist das was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen”.
Ich entschied mich, nachdem ich die Insolvenzverwaltung mein letztes Projekt nennen durfte, erst einmal für das Einzige, was meiner Meinung nach niemals eine falsche Entscheidung sein kann: Reisen. Für sechs Wochen zog ich quer durch Zentralamerika. Freisein. Durchatmen. Nachdenken. Da ich in eine totale Generalistin bin („Alles ein bisschen, nichts richtig“) und in meinen letzten Positionen in so vielen verschiedenen Arbeitsfeldern geackert hatte, musste ich erst einmal herausfinden, WAS genau ich eigentlich machen wollte. Wo lagen meine größten Stärken? Was hatte mir am meisten Spaß gemacht? Die Reise half mir, dies herauszufinden: Es war die Kommunikation. Immer war es der Planet gewesen, um den sich alle anderen Satellitentätigkeiten gekreist hatten: Das Herz meiner Arbeit und auch das, was mir am meisten am Herzen lag. Diese Erkenntnis war ein erster wichtiger Schritt zur Neuorientierung.
„Wenn das Glück kommt, musst du ihm einen Stuhl hinstellen“
So lautete der Titel eines Kinderbuch, das ich als kleines Mädchen gelesen habe. Es ist einer der schönsten Buchtitel, den ich kenne und er ist mir immer im Gedächtnis geblieben. Eigentlich hatte ich nie-wirklich-niemals gedacht, dass ich mich einmal selbstständig machen würde: Ich fühlte mich doch stets im Schutzmantel eines Unternehmens wunderbar aufgehoben. Doch: Man muss offen sein für Opportunitäten ist und den Mut, diese auch beim Schopfe zu packen. Die Überraschung kam bei mir direkt nach meiner Ankunft zurück in Deutschland. Denn als ich noch im wundervollen Freiheitsraum der unbegrenzten Möglichkeiten schwebte, wurde ich von einem Startup angesprochen, welches bei der nächsten Staffel Höhle der Löwen dabei sein würde. Sie bräuchten dringend Unterstützung in der PR-Arbeit und ob ich ihnen nicht helfen könne? Ja, auf jeden Fall wollte ich.
Gleichzeitig kam ein langjähriger Geschäftspartner auf mich zu, der mich fragte, ob ich nicht als Co-Founderin in seinem neuen Unternehmen mit einsteigen wollte. Über die Geschäftsidee sprachen wir schon seit einem Jahr, jetzt war das Timing perfekt. Auf jeden Fall wollte ich. Aber konnte ich?!?! Wie nun diese komplett unterschiedlichen Dinge zusammenführen? Musste ich mich für eins entscheiden? Oder waren sie irgendwie miteinander vereinbar? Auf der einen Seite wurde ich als Beraterin angefragt, auf der anderen Seite sollte ich selbst noch einmal in einem Jungunternehmen einsteigen. Ich überlegte, ich wägte ab, ich recherchierte.
New Work – Positionen kombinieren. Agil sein.
Ich erfuhr so tatsächlich zum ersten Mal, dass es möglich ist, sich nebenberuflich selbstständig zu machen- eine Semi-Selbstständigkeit quasi. So konnte ich Teilzeit bei dem Startup eingestellt sein und gleichzeitig auf eigene Rechnung meiner Kommununikationsberatung nachgehen. Gesagt, getan.
Ermutigend war: Ich hatte eigentlich ein großes Bürokratie-Schreckengespenst im Kopf, wenn ich an eine Selbstständigkeit dachte. Ich hatte viel Bürokratie, lange Wartezeiten in irgendwelchen sterilen Behördenräumlichkeiten erwartet. Doch es war spektakulär unaufregend. Sowohl meine Gewerbeanmeldung, als auch der Gang zum Finanzamt waren angenehm überraschende, regelrecht entspannte Besuche. Keine Minute gewartet. Ich bezahlte zwanzig Euro ein, bekam eine Gewerbeanmeldungs-Bestätigung und wenig später meine Steuernummer.
Meine Traumhochzeit ging los. Ich war unabhängig, mit viel Eigenverantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten augestattet und hatte vor allem: Raum zum Atmen.
Die eigenen Träume erforschen, sein Talent entdecken und es aufbauen
Für diejenigen Leser/Innen von euch, der in ihrem Beruf einen besonderen Fähigkeitsgrad erreicht haben, für alle, die gerne ein Herzensprojekt zum Beruf machen möchten, ohne ganz „in die Vollen“ zu gehen, denjenigen kann ich hiermit nur Mut zusprechen: Der Schritt lohnt sich. Ich konnte mir den Rahmen, den ein Unternehmen bietet, trotzdem beibehalten. Ich habe den Luxus, nicht auf jeden Auftrag angewiesen zu sein. Ich lebe nicht mit der Sorge vieler Selbstständiger, ob und wenn ja wann wohl das nächste Projekt wieder reinkommt.
Und zudem hatte ich durch die nebenberufliche Selbstständigkeit überhaupt erst die Möglichkeit, meine Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. War ich überhaupt gut genug in der Kommunikations- und PR-Arbeit, dass ich immer wieder gebucht werden würde? Wie kam ich mit dem Arbeitsrhythmus klar? Wie war das Kundenfeedback und wie würde die Akquise laufen? Zum Glück war es so, dass ich genau den Bereich lange vernachlässigt hatte, wo mein eigentliches Talent lag. Durch gute Resonanz und Empfehlung ging ein Projekt in das nächste über. Viele spannende Themen, viele inspirierende Startups, jeden Tag Abwechslung.
Daher: Wenn das Glück kommt…. So lasst es hinein.
Ob aus einer ungewollten Situation heraus, wie bei mir, oder weil euch euer aktueller Job einfach nicht erfüllt. Habt den Mut es auszuprobieren; einfach einmal eure selbst gesetzten Grenzen zu überschreiten, euren tiefsten Wünschen und verborgenen Talenten nachzugehen. Es lohnt sich.