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Soziales Engagement – Problem für den Beruf?

Dec 02, 2015 · 3 mins read
Soziales Engagement – Problem für den Beruf?
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Jeder weiß: es gibt mehr im Leben als Arbeit. Das ist jedem Arbeitnehmer und theoretisch auch jedem Arbeitgeber klar. Hobbies, gesellschaftliches Engagement, ausreichend Bewegung, Freundschaften – all das sind Dinge, die das Leben erst rund machen. Berufliches und Privates müssen sich ergänzen, alles nichts Neues.

Sie dürfen sich im Gegenzug natürlich auch nicht im Wege stehen, aber meistens ist das Gegenteil der Fall: ist man privat erfüllt und zufrieden, geht’s auch mit der Produktivität im Job viel besser voran. It’s science, actually. Deshalb liegt es auch im Interesse des Arbeitgebers, dass Mitarbeiter nicht mit Dienstschluss aufhören zu existieren.

Mehr als nur der Job

Obwohl ich meinen Job liebe, sind mir auch die Dinge extrem wichtig, die abseits von 9-5 passieren. Sei es das Chapter One Mag, ehrenamtliches Engagement, Sport oder aber die Flasche Wein mit der Freundin. Dabei gibt es natürlich einerseits Sachen, die der Chef ruhig wissen darf, und andererseits Details, die ihn nichts angehen – Zoff in der Beziehung, anhaltende Sport-Faulheit oder eine nervenaufreibende Wohnungsrenovierung. Wenn er das aber zufällig herausfindet – sei’s drum, davon geht die Welt nicht unter.

Wenn’s politisch wird, dreht sich der Spieß ein kleines bisschen um. Verbreitet man im Privatleben gerne ekelhafte Hetze (pfui!), sollte man das wohl lieber unter Verschluss behalten, sonst kann einen das (zu Recht) schnell mal den Job kosten. Dasselbe gilt natürlich für das andere Ende des radikalen Spektrums. Alles andere – kein Problem. Sollte man meinen.

Eine Sache, die man meiner Ansicht nach nicht verheimlichen muss, ist soziales Engagement. Wem tut das denn bitte weh? In meiner Heimatstadt gibt es eine Initiative zur Unterstützung geflüchteter Menschen – damit den Neuankömmlingen der Einstieg in ihre neue Heimat möglichst erleichtert wird. Der Gedanke, dieses Engagement im Büro geheim halten zu müssen, wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Aber der Meinung ist offenbar nicht jeder.

Engagement in der Flüchtlingshilfe…

Als ich in unserem Verein Fotos für Presse und Social Media machte, wurde ich von einer sehr freundlichen, aber aufgebrachten Dame angesprochen. Ich solle die Bilder, auf denen die Damen X und Y zu sehen sind, bitte löschen.

Okay, da sorgt sich jemand um seine Präsenz im Netz und möchte seine Privatsphäre schützen. Verständlich und in Ordnung, denke ich. Doch interessant wurde es bei der darauffolgenden Begründung: Die Fotos sollen auf keinen Fall im Internet oder sonst irgendwo zu sehen sein, damit sie nicht an den Arbeitgeber dringen. Das habe professionelle Gründe und sei entsprechend sehr wichtig. Also auf gar keinen Fall online stellen, sonst werde das beruflich negative Konsequenzen haben.

Mmh?

…ein Problem für den Beruf?

Nun, würde ich regelmäßig Banken ausrauben, Kinderheime anzünden oder alten Omis Beinchen stellen, würde ich das auch nicht publik machen. Aber ehrenamtliches Engagement für einen guten Zweck geheim halten, aus Angst vor beruflichen Konsequenzen? What?!

Nun bin ich als Bloggerin natürlich per Definition online relativ transparent und in dieser Hinsicht wohl nicht gerade repräsentativ für den Normalbürger. Aber selbst wenn man mit seinem Engagement für Flüchtlinge öffentlich in Erscheinung tritt, und das derzeitige und zukünftige Arbeitgeber sehen können: Ist doch egal!? Es wird einem doch keiner einen Strick daraus drehen, dass man Willkommenspakete für geflüchtete Familien packt – Familien, die lange, körperlich wie seelisch aufreibende Wege hinter sich haben? Oder ist das die Naivität, die aus mir spricht?

Nennt mich naiv oder auch sonst was. Aber wenn ich in Zukunft einen Job oder eine Beförderung nicht bekomme, weil ich Flüchtlinge in meiner Heimatstadt willkommen heiße, Deutschunterricht gebe oder Menschen davon zu überzeugen versuche, ihre Vorurteile über Bord zu werfen – sorry, aber dann möchte ich diesen Job für diesen Arbeitgeber wohl auch nicht machen.

 

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