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“Nur wenn ich nicht weiß, ob ich für ein Projekt gut genug bin, will ich es ausprobieren.”

Mar 07, 2016 · 5 mins read
“Nur wenn ich nicht weiß, ob ich für ein Projekt gut genug bin, will ich es ausprobieren.”
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Vorhang auf für Tony Futura: Der 29-Jährige aus Ostbrandenburg hat bereits einen beeindruckenden Weg hinter sich. Parallel zu  seinem Kommunikationsdesign-Studium arbeitete er sich innerhalb von vier Jahren in einer Kreuzberger Werbeagentur vom Praktikanten zum Senior Art Director hoch. Hier plant er Kampagnen für namhafte Kunden wie Red Bull, Coca-Cola oder eBay.

Doch auch neben seinem Hauptberuf braucht er kreativen Output – zu unser aller Vergnügen. Auf seinem Instagram-Account veröffentlicht er witzige und provozierende Collagen, die jedes für sich wahre Kunstwerke sind. Sie befassen sich mit aktuellen Geschehnissen, Popkultur oder unserer Konsumgesellschaft, und sind ebenso unterhaltsam wie sie zum Nachdenken anregen.

Wir freuen uns, dass er uns im Interview ein wenig über seinen Berufseinstieg verraten hat.

  1. Tony, was genau machst du beruflich?

Ich bin Art Director in einer Werbeagentur in Berlin. Ich bin jetzt seit fast 4 Jahren im Job, hab dort als Praktikant angefangen und bin einfach dort geblieben. Mein Studium habe ich quasi neben dem Beruf durchgezogen, weil ich seit dem fünften Semester ständig 3 Tage gearbeitet und den Rest der Woche studiert habe. Anfangs als Praktikant habe ich fast ausschließlich grafische Arbeiten machen dürfen, mittlerweile verschiebt sich das sehr viel mehr in eine konzeptionelle Richtung, also Kampagnen von Anfang an planen und an der Ideenentwicklung teilhaben. Das war schon immer mein Ziel. Ideen und Gedankengänge faszinieren mich sehr.

  1. Was denkst du, war für deinen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben ausschlaggebend – Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, Kontakte, Fleiß…?

Kontakte hatte ich nie. Ich bin auf dem Land im Osten Brandenburgs groß geworden und mit 21 nach Berlin umgezogen, da steigt man denkbar spät ein, wenn da nochmal 3 – 4 Jahre Studium hinzukommen. Mein Einstieg ins Berufsleben kam dadurch zustande, dass mich mein jetziger Chef über eine Plattform für Designer gefunden hat und mir ein Vorstellungsgespräch anbot. Weil ich eh ein Praktikum gesucht habe, passte das für mich perfekt.

Ehrgeiz und Durchhaltevermögen sind meiner Meinung nach das Wichtigste, was nützen einem Kontakte, wenn man am Ende keine Ahnung hat oder nicht für das brennt, was man tut. Als Einsteiger muss man oft viele kleine Schritte mitnehmen um voran zu kommen, aber Geduld zahlt sich am Ende doch meistens aus, denke ich.

  1. Welche wichtigen Learnings hast du aus deinem Studium mit ins Berufsleben mitgenommen?

Wenn ich mal genauer darüber nachdenke, war das wahrscheinlich, dass man immer wissen sollte, worüber man redet. Wenn man keine Ahnung hat, sollte man nicht so tun als ob. Wenn man seine Ideale nicht selbst umsetzen kann, sollte man nicht so tun als würde man aber. Und überhaupt, sich selbst und seiner Meinung treu bleiben sind für mich wichtige Erkenntnisse aus dem Studium. Alles andere, was mir wirklich geholfen hat, habe ich mir eher in der Praxis angeeignet. Theoretisch macht Sport ja auch keinen Sinn, oder?

  1. Wie sieht dein Alltag aus? Wie kriegst du alle deine Projekte unter einen Hut?

Haha, naja ich glaube ich habe einen relativ normalen und routinierten Ablauf, abgesehen davon, dass ich jede Nacht erst um drei Uhr ins Bett gehe und um neun – versuche – aufzustehen. Ich arbeite bis abends um sieben, nehme mir danach ein paar Stunden für Freunde, Familie und mich selbst und setze mich danach nochmal an den Rechner oder mein Handy um Ideen aufzuschreiben, Projekte anzufangen oder abzuschließen oder Mails zu beantworten, die schon seit einer Woche im Postfach liegen. Ich bin generell richtig schlecht organisiert und kann mich schlecht motivieren für Dinge, die ich als antrengend empfinde. Ich glaube aber, dass ich deshalb für kreative Arbeiten mehr Elan aufbringen kann und bin sehr zufrieden mit dieser „Balance“.

  1. Was motiviert dich, immer weiter zu machen?

Ich glaube das bin ich selbst. Ich muss immer wieder herausfinden, ob ich etwas zu Ende bringen kann, ob ich in der Lage bin, etwas umzusetzen, das mir in den Kopf kommt oder ob ich wirklich so clever bin, für wie ich mich halte :D. Ich langweile mich schnell, wenn ich keine Herausforderung habe. So fange ich manche Dinge nicht an, weil ich weiß, dass es keine Hürde bedeuten wird und lasse es dann eher bleiben, weil ich am Ende eh nicht überrascht werden würde. Aber wenn ich nicht abschätzen kann, ob ich für ein Projekt gut genug bin, dann will ich es auf jeden Fall probieren. Das klappt bisher ganz gut.

  1. Wo siehst du dich in 5 Jahren?

Puh, diese Job-Interview-Fragen immer. Vor der hatte ich immer Angst. Ehrlich gesagt, denke ich darüber auch nie nach. Vielleicht lebe ich in New York, kann davon leben, dass ich im Monat 5 Tage arbeite und kann den Rest mit Nachdenken in einer Hängematte und einem Drink verbringen. Oder ich steige im Job auf und verändere mich trotzdem kein bisschen und bin auch so glücklich. Ich bin mit relativ einfachen Dingen zufrieden, deshalb ist Geld auch nur ein untergeordneter Grund für mich weiter zu machen, weil ich gar nicht weiß, was ich mit viel Geld anfangen würde. Mir ist wichtig, dass mich das, was ich tue, erfüllt und dass ich Zeit für die Dinge habe, die mir wichtig sind. Und wenn man gern kreativ arbeitet und das darf ich 18h am Tag, dann macht mich das glücklich.

  1. Welchen Tipp würdest du deinem jüngeren Ich geben, wenn du ihm heute begegnen würdest?

„Lass’ das mit dem Rauchen und ruf’ deine Mutter öfter an.“

 

Vielen Dank für das tolle Interview, Tony!

 

Hier ein paar Werke von Tony Futura, den Rest gibt es bei Instagram:

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