Als ich mir gegen Ende meines Bachelor-Studium ein LinkedIn- und Xing-Profil anlegte, wusste ich eigentlich selbst nicht so richtig, was ich damit anfangen soll. Noch eine weitere Platform, auf der ich mein Profil pflegen und auf dem neusten Stand halten soll? Anstrengend…
Letztlich ich sagte ich mir dann: was soll’s, kann ja nicht schaden. Einige meiner Kommilliton/innen waren bereits dort, somit hatte ich zumindest schon mal nicht “null” Kontakte in meiner Liste, sondern… äh ja, 3. Mit der Zeit wuchs mein Profil, und es kamen nicht nur mehr Kontakte und Meilensteine auf meinem Lebenslauf dazu, sondern mehr noch: heute verdanke ich dem Portal auch meinen derzeitigen Job. Mein aktueller Arbeitgeber stieß über LinkedIn auf mich und bat mir meinen Job an.
In diesem Artikel habe ich einige Tipps zusammengefasst, die auch dir dabei helfen können, dein eigenes LinkedIn- oder Xing-Profil anzulegen, zu befüllen und aufzupolieren – in ein paar einfachen Schritten.
Mit #LinkedIn, #Xing & Co. zum neuen Job? 10 Tipps für #BerufseinsteigerCLICK TO TWEET #1 Zu allererst: einfach mal loslegen Die meisten haben diese Hürde ja schon einmal überwunden. Gratulation! Falls nicht, los geht’s, worauf wartest du noch?
Lege dir ruhig schon im Studium ein Account an; schaden kann es nicht. Natürlich sollte man dich übrigens über deinen Namen finden können. Ein geschützter Account, den außer dir und deinen Freunden niemand sehen kann, mag für Instagram sinnvoll sein, wenn du deine Privatsphäre wahren möchtest. Bei LinkedIn geht dies aber am Sinn und Zweck des Ganzen vorbei. Zum einen möchtest du ja gefunden werden, zum anderen teilst du ohnehin nur die Dinge, die dich professionell in einem guten Licht darstellen.
Übrigens: LinkedIn oder Xing?
Prinzipiell gibt es hier kein “besser oder schlechter”. Tendenziell wird Xing eher im nationalen, und LinkedIn eher im internationalen Kontext verwendet. Dass ich hier die meiste Zeit von LinkedIn spreche liegt daran, da ich im internationalen Bereich arbeite, und es deshalb für mich persönlich relevanter ist. In rein nationalen Branchen kann Xing sinnvoller sein – der Rest ist Geschmacksache. Der Inhalt dieses Artikels gilt natürlich für beide Portale.
#2 Was trägst du wie ein? Reflektiere deinen Werdegang Für mich persönlich war dies einer der Vorteile, den mein neues Profil-Spielzeug mit sich brachte: ich war gezwungen, mein noch in den Kinderschuhen steckendes berufliches Leben bereits Revue passieren zu lassen.
Was ist aus meiner Sicht am wichtigsten zu erwähnen, wenn es um mein Studium geht? Was habe ich eigentlich bisher schon so beruflich gemacht? Mein erster Impuls war zu sagen: na, gar nichts, ich bin doch erst im Studium! Nach einigem Überlegen stellte ich aber fest, dass ich tatsächlich schon ein bisschen was gemacht hatte, was ich dort eintragen konnte.
Setze dich mal einen halben Nachmittag hin, und überlege dir, was du alles schon so gemacht hast. Vielleicht machst du es mit einer Freundin oder einem Freund zusammen? Ein beratschlagender Blick von außen kann sehr hilfreich sein. Auch “stalken” ist erlaubt: wenn du siehst, was (oder womit) andere Leute so angeben, erinnert es dich vielleicht an das eine oder andere deiner Aktivitäten, die du selbst vollkommen vergessen hättest. Das können Nebenjobs, Ehrenämter, Praktika, bis hin zu ersten Jobs sein – alles, was halbwegs für deinen beruflichen Werdegang relevant ist.
Hast du an Wettbewerben teilgenommen? An Programmen, Stipendien, Auslandssemestern? Alles rein damit. Bist du Mitglied in bestimmten Netzwerken, Organisationen, Non-Profits? Trage es ein, und beschreibe deine Rolle darin. Falls diese Organisation eine LinkedIn-Gruppe hat, tritt ihr bei. Hast du eine Publikation an der Uni herausgebracht? Für die Uni-Zeitung geschrieben?
All diese Dinge dienen nicht nur als Lückenfüller in deinem LinkedIn-Profil, sondern als Nachweise für deine Kompetenz. Gerade am Anfang, wenn du noch wenig Berufserfahrung hast, können dir solche Tricks dabei helfen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was für deinen Werdegang relevant ist und wie du es am besten präsentierst.
#3 Wie benennst du deine einzelnen Stationen? Nur weil du Praktikant “in Abteilung 3.24” bist und das so in deinem Arbeitsvertrag steht, musst du das noch lange nicht so angeben – außer du willst, dass kein Mensch versteht, was das bedeutet.
Klar: Lügen ist tabu. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten, deine Position und deine Aufgaben verständlicher und somit besser darzustellen. Als ich mein LinkedIn-Profil zum ersten Mal befüllte, war ich Studentin, das stand schon mal fest. Aber zudem habe ich auch ab und zu kleinere Übersetzungsaufträge gemacht. Somit ist es nicht gelogen, wenn ich mich gleichzeitig auch als Übersetzerin bezeichne. Dasselbe könntest du beispielsweise auch tun, wenn du dich als ehrenamtliche/r Mitarbeiter/in für eine Organisation engagierst – denn mehrere Bezeichnungen zur selben Zeit sind problemlos möglich.
#Lebenslauf: Lügen ist tabu, aber sich selbst ins rechte Licht rücken ist Pflicht!CLICK TO TWEET Ein weiteres Beispiel: viele meiner Freunde und Bekannten tragen einfach nur “Praktikant” und den jeweiligen Unternehmensnamen ein. Nun, faktisch mag das korrekt sein, aber über deine tatsächlichen Aufgabenbereiche sagt das herzlich wenig aus. Deine Aufgaben könnten schließlich von Kaffee kochen bis zu den-Laden-fast-alleine-schmeißen reichen – das wissen wir als Generation Praktikum leider viel zu gut. Wähle deshalb eine Bezeichnung, die deiner tatsächlichen Rolle entspricht. Hier kannst du kreativ wählen, was am besten auf deine Situation passt, und die Tatsachen korrekt widerspiegelt. Beispielsweise kannst du den Arbeitsbereich, deine Rolle und deine Verantwortungsbereiche eingetragen.
Als ich Praktikantin bei der EU in Brüssel war, habe ich bereits während meines Praktikums eine Kollegin ersetzt, die für einen längeren Zeitraum ausgefallen ist. Somit ist “Press Assistant (Trainee)” eine ebenso korrekte Bezeichnung, als einfach nur “Praktikant” oder “Trainee” alleine – macht aber mehr her. Alternativ kann man auch die Abteilung angeben “Information and Media (Trainee)” oder “Praktikant im Controlling”, etc. etc. Hauptsache man erahnt halbwegs, was du dort tatsächlich tust.
#4 Gib Aufgabenbereiche an Gib der Person, die sich dein Profil anschaut, die Möglichkeit, einen Einblick in deine konkreten Arbeitserfahrungen zu geben. Unter jeder Berufsbezeichnung gibt es ein Feld für weitere Notizen.
Gib hier typische Aufgaben an, um deinem Gegenüber verständlich zu machen, welche Aufgaben und Arbeiten du schonmal gemacht hast. Mit welchen Tools und Programmen hast du schon gearbeitet? Für welche Art von Projekten hast du schonmal die Eigenverantwortung übernommen? Mit welchen thematischen Inhalten hast du dich dabei beschäftigt?
#LinkedIn und #Xing: je genauer du deine Arbeitserfahrung beschreiben kannst, desto besser!CLICK TO TWEET #5 Dress for the job you want, not the one you have Klar, wir alle erledigen unterschiedliche Arten von Aufgaben parallel. Manche davon machen wir sehr gerne, andere finden wir zum kotzen. Trage in deinen Aufgabenbeschreibungen vornehmlich die ein, die du gerne machst – beziehungsweise die, die du in deinem nächsten Job verstärkt machen möchtest.
Wenn jemand bei LinkedIn und Xing auf der Suche nach potenziellen Mitarbeitern ist, gibt er oder sie ganz bestimmte Keywords oder Suchbegriffe ein, beispielsweise “Buchhaltung”, “Webseiten-Pflege” oder “Veranstaltungsorganisation”. Wenn du zwar momentan alle diese drei Dinge machst, aber am liebsten keine Sekunde deines Lebens mehr mit Buchhaltung verschwenden möchtest – lass es weg.
Wenn du stattdessen zurzeit ab und zu Veranstaltungen organisierst, und in deinem nächsten Job am liebsten nur noch das machen möchtest, dann trage Veranstaltungsmanagement entsprechend in deine Aufgabenbeschreibung – sowie in die eigens dafür vorgesehenen Keyword-Boxen.
Digitales Bewerberprofil: Dress for the job you want, not for the job you have.CLICK TO TWEET Dasselbe gilt für den Arbeitsort:
Wenn du zwar gerade in München wohnst, aber gerne einen Job in Berlin beginnen würdest, ändere deinen Wohnort in LinkedIn oder Xing in deine Wunschstadt. Zum einen werden dir nun nur noch Jobvorschläge für diese Stadt angezeigt; zum anderen wird dein Profil nun möglicherweise Arbeitgebern an deinem Wunschort vorgeschlagen.
#6 Mit wem sollst du dich vernetzen? Ganz einfach: mit so vielen Menschen wie möglich – vorausgesetzt natürlich du kennst sie (Wahllos fremde Menschen anklicken ist nicht ratsam, außer du hast einen guten Grund).
Beginne mit Leuten aus deiner Uni oder Ausbildung. Die Kommilitonin mit der du heute auf der Uni-Party Bier-Pong spielst, könnte morgen Personalerin bei deinem Wunschunternehmen sein. Ich sage nicht, dass du dich an jeden heranbiedern sollst. Aber in Kontakt zu bleiben kann nie schaden, und es ermöglicht dir auch darüber auf dem Laufenden zu bleiben, wen es unterwegs wo hin verschlagen hat.
Bei jedem Praktikum oder Nebenjob, solltest du dich unbedingt mit Kollegen, Vorgesetzten, Geschäftspartnern, etc. vernetzen. So bleibst du ihnen auch besser in Erinnerung. Manchmal werden neue Mitarbeiter dringend und sehr kurzfristig gesucht – dann wird auch schon mal über LinkedIn aus bestehenden Kontakten rekrutiert.
Auch mit Kontakten von Konferenzen, Barcamps, Messen kannst du dich vernetzen. Hat du dich total gut mit jemandem auf einer Konferenz unterhalten? Hattet ihr ähnliche Interessen, oder arbeitet er oder sie vielleicht in einem Unternehmen oder einer Branche, die dich ebenfalls interessiert? Frage nach seinem oder ihrem vollen Namen, und vernetze dich danach mit ihm oder ihr.
Wichtig: hinterlasse ihm oder ihr unbedingt eine kurze Notiz wer du bist und woher ihr euch kennt – nicht jeder hat ein phänomenales Namensgedächtnis und kann sich immer an alle Gesichter erinnern.
#7 Skills & Endorsements Bei LinkedIn gibt es die Möglichkeit, anderen Komplimente für bestimmte Kompetenzen dazulassen. Dies ist kein Muss, aber es kann natürlich nie schaden, dem einen oder anderen Freund oder Bekannten ein paar Empfehlungen da zu lassen, die machen das im Gegenzug auch gerne.
Überlege dir, welche Fähigkeiten und Aufgabenbereiche dir im Hinblick auf einen zukünftigen Job besonders wichtig sind. Bitte ein paar deiner Freunde darum, dir diese zu bestätigen. Zum einen damit diese Rubrik nicht komplett leer ist, zum anderen, damit Arbeitgeber, die genau nach diesem Keyword suchen, möglicherweise dein Profil angezeigt bekommen.
#8 Posten, posten, posten? Bei den ganzen Netzwerken, auf denen ich so vertreten bin, schaffe ich es meistens nicht einmal, auf dem Laufenden zu bleiben, geschweige denn, selbst aktiv zu sein und interessante und geistreiche Beiträge zu posten. Solltest du aber Muße dafür haben, ist es eine gute Möglichkeit, zu vermitteln was dich als Person ausmacht, was dich bewegt und was dir wichtig ist. Das bietet deinem Gegenüber eine gute Möglichkeit, dich auf digitalem Wege etwas besser kennenzulernen.
#9 LinkedIn-Hygiene – immer mal wieder aktualisieren Im Laufe der Zeit kommen immer mehr Stationen und Erfahrungen zu deinem Lebenslauf hinzu. Das anzupassen, dauert alle paar Monate maximal eine halbe Stunde – immer dann, wenn sich in deinem (Berufs)Leben etwas ändert. Neues Praktikum, ein neuer Titel, eine neue Sprache = neuer Eintrag. Ist eigentlich echt nicht so kompliziert – es muss eben einfach nur gemacht werden.
Wenn ich mit Freunden und Bekannten über LinkedIn und Co. spreche, meldet sich bei den meisten das schlechte Gewissen: “Oh je, um mein LinkedIn- (wahlweise Xing-) Profil muss ich mich auch immer mal wieder kümmern…”
Das klingt dann alles immer nach so verdammt viel Arbeit. Ist es aber nicht. Wirklich nicht.
#10 Und warum das alles? Ob du nun deinen nächsten Traumjob über LinkeIn (oder Xing) landen möchtest oder nicht, ist erst mal zweitrangig. Genau wie man beim Netzwerken nicht erst Kontakt mit jemandem aufnehmen sollte, wenn man seine/ihre Hilfe braucht, verhält es sich auch mit diesem Portal. Am besten beschäftigst du dich damit, bevor du es brauchst.
Ich war in meinem vorherigen Job sehr zufrieden, und auch wenn ich wusste, dass ich wohl nicht ewig hier bleiben würde, war ich nicht aktiv auf der Suche nach etwas Neuem. Doch mein LinkedIn-Profil hatte andere Pläne für mich, und arbeitete hinter den Kulissen an meinem nächsten Job.
Eine Nachricht flatterte in mein Postfach von einem ehemaligen Kollegen. Wir hatten zwar nie direkt zusammengearbeitet, uns aber 2013 während meines Praktikums in Brüssel über LinkedIn vernetzt. “Wir suchen jemanden wie dich”, schrieb er. “Wenn du Interesse hast, schick mir doch mal eben deinen Lebenslauf. Was sagst du?”
Ich sage: Ehrlich, sein LinkedIn-Profil zu pflegen lohnt sich.
Was sagst du dazu?
Bist du gewissenhaft in der Pflege deines digitalen Profils? Hast du es schon mal für die Jobsuche genutzt oder sogar einen darüber bekommen?