Chapter One Mag im Netzcamp Startup Podcast
Als Lucas, der Gründer von Netzcamp, der Onlineplattform für Startups, zum Interview einlud, konnten wir natürlich nicht Nein sagen. Mit ihm haben wir über das Nebenbei-Gründen, das Bloggen den richtigen Zeitpunkt für den Berufseinstieg und vieles mehr gesprochen.
Auch wenn es natürlich immer schrecklich ist, seine eigene Stimme aufgenommen anzuhören, hat es großen Spaß gemacht, bei diesem Podcast dabei zu sein.
Hört doch mal rein!
Netzcamp: Hallo Christina, hallo Jana! Schön, dass ihr beim Netzcamp Startup Podcast dabei seid! Erzählt doch mal: Was ist das Chapter One Mag und was macht ihr so?
Christina: Das Chapter One Mag ist ein Onlinemagazin für Berufseinsteiger, Absolventen oder frisch gebackene Selbstständige – also Leute, die gerade in den Beruf einsteigen. Uns geht es vor allem darum, nicht nur Tipps zur Selbstoptimierung zu geben, sondern Berufsneulingen einen Raum für ihre Geschichten und Erfahrungen zu geben. Wir wollen die Menschen dahinter kennenlernen und vorstellen. Mittel- und langfristig planen wir, unsere Leserschaft auch offline zu vernetzen, also durch Veranstaltungen, Seminare und ähnliches.
Was ich mache: Ich bin Pressereferentin bei einem Forschungszentrum. Das mache ich seit etwa anderthalb Jahren. Das Chapter One Mag betreibe ich nebenbei – mein Vollzeitjob gibt mir also die Grundlage, meine Erfahrungen vom Berufseinstieg hier zu teilen.
Jana: Als Christina ihr früheres Blogprojekt stärker auf den Berufseinstieg fokussieren wollte, passte alles ganz gut zusammen, denn ich selbst habe mich Ende 2014 selbstständig gemacht. Ich war gleich Feuer und Flamme und bin dann beim Chapter One Mag miteingestiegen.
Netzcamp: Es gibt ja wirklich unzählige Themen, über die man bloggen kann: Mode, Reisen, Lifestyle… Wie seid ihr auf das Thema Karriere gekommen? Warum gerade dieses Thema?
Christina: Ich wollte eine Plattform gründen, die sich von bestehenden Karriereportalen unterscheidet. Ich habe mich beim Lesen immer gefragt: Warum muss alles immer so auf Hochglanz und Selbstoptimierung ausgelegt sein? Ich wollte nicht immer nur Bewerbungs- und Lebenslauftipps lesen, sondern mehr über die Menschen hinter den Bewerbungen erfahren. Weil ich das nirgends gefunden habe, habe ich es selbst gestartet.
Zudem hat es einfach gerade zu meiner Lebenssituation gepasst. Ich hatte die Uni abgeschlossen, meine Praktika hinter mich gebracht und habe meinen ersten “echten” Job angefangen. Ich bin sozusagen aus der Schleife “Generation Praktikum” ausgebrochen. Zu dem Zeitpunkt hatte sich in meinem Leben so viel gewandelt, dass ich das Bedürfnis hatte, über meine Erfahrungen zu schreiben.
Natürlich ist auch das Interesse groß, zu erfahren, wie es anderen in solch einer Situation geht. Deshalb sprechen wir derzeit auch verstärkt Gastautoren an, und laden Sie dazu ein, ihre Geschichten mit unserer Community zu teilen.
Jana: Man muss auch sagen, dass es zum Thema Berufseinstieg nicht wirklich viele Blogs oder Magazine gibt. Es besteht da ein großer Bedarf, das merken wir jetzt bei unserer Arbeit. Wir waren als junge Berufseinsteiger natürlich auch selbst auf der Suche nach einem passenden Magazin und sind nicht fündig geworden. Diese Marktlücke versuchen wir zu füllen.
Netzcamp: Sind das eure ersten Blogprojekte? Welche Tipps und Hinweise habt ihr anderen Leuten, die einen Blog starten möchten.
Christina: Etwa ein Jahr lang hatte ich einen anderen Blog zu ungefähr dem Thema, allerdings war es da noch etwas breiter aufgestellt. Ich habe im Prinzip fast über alles mögliche geschrieben, was mir in den Kopf kam. Ich habe dieses Jahr auch gebraucht, um mein Thema zu finden und mich mit dem Bloggen vertraut zu machen.
Jana: Ich habe meinen Reiseblog schon seit fünf Jahren. Den habe ich damals auch neben meinem Hauptberuf als PR-Beraterin aufgebaut, teilweise schon davor. Deshalb fand ich es auch so spannend, mal über ein anderes Thema zu schreiben. Wenn man fünf Jahre lang nur über das Reisen schreibt, macht es riesigen Spaß, auch über etwas anderes zu schreiben und zusätzlich noch einen anderen Fokus beim Bloggen zu finden.
Christina: Wovon das Chapter One Mag ganz stark profitiert, ist Janas Know-How. In den fünf Jahren Trial&Error und Selbstweiterbildung hat sie sich ein unglaubliches Wissen angeeignet – davon kann ich als Partnerin und letztlich auch die Leser profitieren.
Netzcamp: Wo wir jetzt schon dabei sind, Trial&Error zu besprechen – bleiben wir doch mal beim Error: Welches sind die drei größten Fehlerquellen, die sich einschleichen und wie können andere Blogger sie vermeiden?
Jana: Schwer zu sagen. Mein persönlicher Endgegner ist die Performance. Die Optimierung der Seitengeschwindigkeit ist immer schwierig. Wie schaffe ich es, dass – obwohl ich ein etwas aufwendigeres Theme habe – die Ladegeschwindigkeit nicht so extrem langsam ist. Damit habe ich auch auf meinem anderen Blog zu kämpfen, da habe ich noch nicht das Optimum gefunden. Ansonsten sind da solche Sachen wie Theme-Optimierungen, also kleinere HTML-Änderungen an bestehenden Themes. Bei solchen Fragen ist meine langjährige Bloggererfahrung ganz praktisch.
Christina: Was auch ganz wichtig ist, das habe ich beim Barcamp in Koblenz gelernt, ist die Sicherheit der eigenen Webseite. Als Laie denkt man: Wer sollte mich denn hacken? Letztlich hat mich ein Security-Berater eines Besseren belehrt. Hacking ist tatsächlich Massenware. Er hat mir zudem gezeigt, wie man mit einigen kleinen Kniffen schon sehr viel erreichen kann.
Netzcamp: Das kann ich unterschreiben. Ich habe das lange Zeit nicht berücksichtigt und bin damit ziemlich auf die Nase gefallen. Also achtet darauf, dass eure Seite sicher ist! Apropos Webseite und Blog: Viele da draußen denken sich vielleicht “Oh mein Gott, es ist so kompliziert, einen Blog zu erstellen”. Heutzutage gibt es aber schon viele Tools die einem das erleichtern. Was sagt ihr dazu?
Jana: Das ist bei uns beiden recht unterschiedlich. Ich selbst bin ziemlich technikaffin und habe schon früher immer an meinem Computer rumgebastelt. Es macht mir schon irgendwie Spaß, am HTML herrumzudoktern. Ich weiß aber auch, dass das nicht unbedingt sein muss. Was immer wichtig ist, wenn man gründet: Man muss nicht alles können – man muss nur wissen, wo man Hilfe findet. Bei uns ist es prima, weil wir zu zweit sind und uns da super ergänzen. Aber wenn ich jetzt alleine gründen würde, und selbst nicht so viel Erfahrung in bestimmten Bereichen hätte – man kann sich immer von außen Hilfe holen.
Christina: Was ich auch ganz schön finde, ist, dass es in jeder Stadt verschiedene Netzwerke gibt, wie WordPress-Stammtische, etc. Da findet man sehr nette und hilfsbereite Menschen. Ich habe einmal auf einem Barcamp mein Theme zerschossen, und innerhalb von 10 Minuten hat mir jemand nicht nur geholfen, sondern mich auch gleich seinen Wordpress-Vernetzungsabenden eingeladen, die einmal monatlich in Köln stattfinden. Man muss also nicht den Anspruch haben, alles alleine zu machen, sondern sich, wie Jana schon sagte, mit den Leuten zu vernetzen, die das können. Es ist ein Geben und Nehmen.
Netzcamp: In eurem Magazin sind ja wirklich schon sehr viele Artikel zu finden. Wie organisiert ihr eure Content-Planung?
Jana: Wir hatten den Vorteil, dass wir schon einige Artikel von Christinas altem Blog umziehen konnten. Somit haben wir natürlich bereits mehr Beiträge, als andere Magazine in den knapp drei Monaten hätten. Ansonsten ist das ziemlich spontan. Da wir relativ nah beieinander wohnen, treffen wir uns regelmäßig zu Redaktionssitzungen. Ansonsten geht das recht simpel, wie man sich eben so abstimmt, über Whatsapp, etc.
Christina: Wir haben uns auf drei Artikel in der Woche geeinigt. Wenn ich einen neuen Beitrag geschrieben habe und sehe, dass diese Woche schon “voll” ist, dann plane ich ihn einfach auf die darauf folgende Woche. Das kann dann Jana wiederum nachverfolgen und ihre Artikel entsprechend planen. So baut sich unser Content modular auf. Wenn wir jetzt aber sehen, dass da gar nichts ist, fangen wir beide an zu schwitzen… und zu tippen (lacht).
Netzcamp: Wie seid ihr in Bezug auf Marketing, Suchmaschinenoptimierung oder Social Media Werbung aufgestellt?
Jana: Da wir das Ganze wie gesagt nebenbei machen, haben wir natürlich kein riesiges Marketingbudget, das wir in den Raum werfen können. Wir legen großen Wert auf organisches Wachstum, gerade in den Social Media Netzwerken. Da kriegen wir bisher auch sehr gute Resonanz. Ein paar grundlegende Kniffe der Suchmaschinenoptimierung sollte man schon beherrschen, aber da weiß man ja auch mittlerweile, dass auch für Google der Content an erster Stelle steht.
Christina: Wir fahren da im Prinzip eine Doppelstrategie. Das eine ist natürlich der digitale Raum, aber wir haben festgestellt, dass auch das analoge Vernetzen extrem wichtig ist. Leute, die wir auf Barcamps und anderen Veranstaltungen kennenlernen, sind genau so wertvoll – wenn nicht noch wertvoller – als digitales Marketing. Vor allem, wenn man noch am Anfang steht. Die meisten Menschen, mit denen wir über unser Projekt sprechen, finden es sehr gut und unterstützen uns dann häufig auch digital weiter, indem sie unsere Beiträge teilen und auf uns aufmerksam machen.
Netzcamp: Man möchte ja vielleicht auch irgendwann mit dem Blog den einen oder anderen Euro verdienen. Mit organischem Wachstum kommt man da eventuell auch irgendwann an seine Grenzen und muss in die bezahlte Werbung einsteigen. Wie steht ihr dazu?
Jana: Ich finde, es ist eher anders herum: Gerade in der Startphase ist es schwierig, erste Impulse zu setzen. Ab einem gewissen Punkt verselbstständig es sich ein wenig. Ich habe mal gelesen, dass dies z.B. bei Facebook ab 3000 Followern der Fall ist. Deshalb finde ich es gerade am Anfang legitim, in Werbung zu investieren. Aber wir haben das Gefühl, dass es sich auch so gerade sehr gut entwickelt. Zudem habe ich selbst bisher nicht gerade die besten Erfahrungen mit bezahlten Anzeigen gemacht. Es waren nicht unbedingt immer die Leser, die man erreichen wollte.
Ein weiterer Vorteil für uns ist, dass es einfach nicht so viele konkurrierende Magazine in diesem Themenfeld gibt, wie das zum Beispiel bei Reiseblogs der Fall ist. Wenn ich mich als Berufseinsteiger für das Thema interessiere und nach Magazinen suche, finde ich nicht viel. In diesem Sinne sind wir schon relativ unique.
Netzcamp: Auch wenn Chapter One Mag bisher noch nebenbei macht – wie sieht eure Monetarisierungsstrategie aus, falls daraus mehr wird, als ein Nebenbeiprojekt?
Christina: Im Prinzip gibt es da verschiedene Varianten, die vorstellbar sind: Dabei kann man das weiter nebenbei verfolgen, in Teilzeit oder aber in Vollzeit. Ich würde es davon abhängig machen, wie sich alles entwickelt. Ziel ist es, eine Community aufzubauen, die irgendwann auch selbst Content mitproduziert, durch Gastbeiträge, etc. Wie können nicht alle Erfahrungen und Perspektiven abdecken, weil wir eben nur zwei Leute sind. Deshalb ist es uns sehr wichtig, Co-Autoren zu gewinnen. Wenn es dann irgendwann so viel Arbeit ist, dass man es in Vollzeit machen muss – und das Ganze dann auch entsprechend Geld abwirft – dann müsste man mal weiterschauen.
Netzcamp: Wie würdet ihr die Bloggerszene in Deutschland beschreiben? In Amerika zum Beispiel kriegt man relativ schnell Hilfe und Unterstützung. Wie ist das hier, was sind eure Erfahrungen?
Jana: Ich glaube das ist recht branchenabhängig. Je mehr Blogs in einer Nische zu finden sind, umso stärker wird das Konkurrenzdenken, auch wenn es da natürlich auch positive Ausnahmen gibt. Interdisziplinär ist die Unterstützung klasse. Man kann sich inspirieren lassen, ohne dass man etwas “klaut”, man kann sich gegenseitig helfen, ohne dass einer in Gefahr gerät, andere Blogs zu unterstützen und den eigenen zu vernachlässigen.
Christina: Ich habe in meiner recht kurzen Bloggerkarriere sehr gute Erfahrungen gemacht – am allermeisten mit Leuten, die ich auch im echten Leben kennengelernt habe. Die sind eigentlich immer bereit, Kooperationen einzugehen oder gegenseitig Blogs über ihre Kanäle zu verbreiten.
Netzcamp: Bei welchen Veranstaltungen kann man mit anderen Bloggern in Kontakt treten?
Christina: Zum Beispiel ganz klassisch Barcamps. Da trifft man dann nicht unbedingt nur Blogger, sondern ganz unterschiedliche Menschen – Developer, Reiseblogger, Karriereblogger, Social Media- oder Community-Manager und so weiter. Da kann man sich super austauschen.
Netzcamp: Wenn man sich jetzt mit euch austauschen möchte oder für euch schreiben will: nehmt ihr Gastbeiträge an? Wie läuft das ab und wie kann man sich beim Chapter One Mag beteiligen?
Jana: Grundsätzlich sind wir für Gastbeiträge sehr offen, da gibt es unterschiedliche Varianten. Wir haben zum Beispiel verschiedene Autorenprofile. Jeder, der einen Artikel bei uns schreiben möchte, kann so einen Gastautorenzugang bekommen und unter seinem Namen Artikel veröffentlichen. Wir sehen das dann noch kurz durch und schauen, ob es zum Magazin passt.
Der Grundgedanke bei uns ist: jeder, der etwas zu dem Thema zu sagen hat, ist herzlich eingeladen.
Christina: Was wir auch machen, sind Interviews. Wenn wir Leute kennenlernen, die interessant sind oder spannende Erfahrungen zu teilen haben, interviewen wir sie digital oder persönlich.
Netzcamp: Soll Community-Beteiligung in Zukunft auch eine zusätzliche Quelle für neuen Inhalt sein? Und kann es sein, dass das ein Grund dafür ist, dass Blogs scheitern – also weil irgendwann kein neuer Content mehr produziert wird?
Christina: Ja, ich glaube, dass User Generated Content extrem wichtig ist. Auch wir werden nicht für immer Berufseinsteiger bleiben – irgendwann sind wir selbst alte Hasen. Ganz wichtig ist es deshalb, Leute zu vernetzen, sie für das Thema zu begeistern und dazu zu motivieren, ihre Geschichte bei uns zu erzählen. Darin liegt auch das Potenzial, damit der Blog am leben bleibt. Wichtig sind vielfältige Perspektiven, und nicht nur unsere. Denn das wird natürlich schnell langweilig.
Jana: Was generell den Grund für das Scheitern von Blogs angeht: man kriegt das Gefühl, dass heute viele einfach krampfhaft nach einem Thema suchen, weil sie sich selbstständig machen möchten. Ich finde: das Thema findet dich, nicht umgekehrt. Man stößt auf ein Thema, weil man eine Leidenschaft dafür hat, und nicht weil man damit Geld verdienen will.
Christina: Gerade beim Bloggen ist es wichtig, dass man nicht nur irgendein Thema nimmt, das ein bisschen interessant ist, sondern eins, das die eigene Leidenschaft widerspiegelt. Jemand sagte mir mal: Wenn du ein Blogthema suchst, frage deine Freunde “Hey, womit quatsche ich dich die ganze Zeit voll? Worüber kann ich einfach nicht aufhören zu reden?” Das sollte dann das eigene Blogthema werden, und nur dann kann es nachhaltig sein. Wenn man sich für jeden Artikel von Neuem aufraffen und prügeln muss, ist das Ganze zum Scheitern verurteilt.
Netzcamp: Was sind die Vorteile daran, mit einem Partner (oder mehreren) zu bloggen, statt alleine?
Christina: Die Vorteile liegen auf der Hand: Man hat doppelt so viel Inhalt und es geht doppelt so schnell voran – mit nur noch halb so viel Stress. Mit den Funktionen, die ich nicht mag oder kann, muss ich mich nicht herumschlagen, weil ich eine Partnerin gefunden habe, die genau das abdeckt. Zu den Nachteilen: Klar, am Anfang habe ich das Projekt alleine gemacht und jetzt sind wir zu zweit – es ist also nicht mehr alleine mein Baby. Aber weil bei uns die Chemie stimmt, ergeben sich daraus überhaupt keine Probleme.
Jana: Ich denke auch. Klar, man hat natürlich geteiltes Leid, aber auch geteilten Ruhm. Aber ich finde das auch total schön. Gerade nach fünf Jahren One-Woman-Show finde ich es super, wenn man sich auch austauschen und eine zweite Meinung einholen kann. Das steht und fällt natürlich immer mit dem Partner, den man sich dazu aussucht. Das hat bei uns super funktioniert, aber ich kann mir auch vorstellen, dass das nicht immer so gut klappt. Da gibt es kein Geheimrezept, wie man den perfekten Blogpartner findet. Wenn man in bestimmten Bereichen nicht ähnlich tickt, stelle ich mir das schwierig vor.
Christina: Man muss einfach ähnliche Interessen, aber unterschiedliche Kompetenzen haben.
Netzcamp: Zurück zu eurem Blogthema: Ist denn das Thema Berufseinstieg sexy genug?
Christina: Na klar! Ob sexy das richtige Wort ist, bin ich mir jetzt nicht so sicher, aber es betrifft einfach jeden. Zudem haben wir immer mehr Uniabsolventen, und wir haben immer mehr Leute, die in dieser Praktikumsschleife gefangen sind. Ein unbezahltes Praktikum jagt das nächste, und irgendwann ist einfach genug. Ich glaube es ist deshalb wichtig, dass man sich dazu austauscht. Wie war das bei den anderen? Wie sollte man sich “verkaufen”, damit mach nicht noch mal als Praktikant eingestellt wird, sondern als volle Arbeitskraft? Worauf sollte man im Bewerbugnsgespräch Wert legen? Wie stellt man sich selbstbewusst dar, usw. – damit man nicht als Praktikant abgestempelt wird? Wie schafft man den Sprung in den ersten Job?
Ich glaube mit solchen Fragen haben viele junge Menschen zu kämpfen.
Netzcamp: Das gilt natürlich auch für den Sprung in die Selbstständigkeit. Wie beurteilt ihr die deutsche Gründerszene? Wie gelingt der Schritt in die Selbstständigkeit? Was sind eure Erfahrungen?
Jana: Man steht natürlich vor einer Riesenhürde, die man überwinden muss. Bei mir war die Entscheidung recht leicht, weil sich auch in meinem Privatleben einige Dinge verändern sollten. Somit wurde ich quasi eher geschubst, als dass ich freiwillig gesprungen bin. Aber ich habe es auch bei anderen Selbstständigen so miterlebt, dass es leichter wird, wenn man erst einmal gesprungen ist.
Ich bin aber ein Verfechter des Nebenbei-Gründens, so wie wir das mit Chapter One Mag machen, und wie ich es mit meinem Reiseblog auch gemacht habe. Es ist wirklich schwer, sich in der Anfangsphase einen Kundenstamm aufzubauen. Da ist es natürlich gut, wenn man die Grundsteine schon vorher gelegt hat. Deshalb würde ich auch niemandem einfach so empfehlen, alle Zelte abzubrechen – es sei denn man hat irgendwelche speziellen Gründe dafür – sondern sich erst nebenbei etwas aufzubauen, bis man merkt, da kommt was. Es muss ja noch nicht Tausende von Euro nebenbei abwerfen, aber eine gewisse Grundlage sollte schon da sein. Wenn man sich dann entscheidet, es komplett durchzuziehen, fällt einem auch der Absprung leichter.
Aber grundsätzlich ist es ja so, das Gründen in Deutschland kein besonders beliebtes Thema ist. Wir Detuschen sind ja eher die Sicherheitsliebhaber, und Gründen ist bei uns noch nicht der übliche Weg. Das Verlangen, etwas Eigenes zu starten entwickelt sich in Deutschland erst so langsam. Da wird sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch einiges ändern.
Christina: Ich glaube viele Arbeitgeber unterstützen diesen Entwicklung sogar, ohne dass sie das wissen. Wenn es Berufe oder Angestelltenverhältnisse gibt, die immer unattraktiver werden, wird es für viele Leute immer interessanter und attraktiver, selbst zu gründen. Ich persönlich habe großes Glück: ich habe einen super Arbeitgeber. Aber wenn ich mit anderen Leuten spreche, die null Flexibilität haben, null Spielraum, um zu wachsen oder ihre Ideen einzubringen, dann wird es immer attraktiver zu sagen: “Bis hierhin und nicht weiter. Ich habe viel gelernt und mitgenommen, und jetzt mache ich mein eigenes Ding”.
Netzcamp: kommen wir doch nochmal auf das Chapter One Mag zurück. Warum sollten alle das Chapter One Mag lesen, gerade wenn es um das Thema Karriereplanung und Berufseinstieg geht?
Jana: (lacht) Es soll natürlich nicht jeder Chapter One Mag lesen, sondern nur die, die sich auch selbst in dieser Situation befinden – also gerade im Studium oder in der Ausbildung stecken, darüber nachdenken zu studieren, sich überlegen, was sie mit ihrem Leben machen möchten, in der Bewerbungsphase stecken oder im ersten Job – oder mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen. Meine Oma hätte jetzt keinen großen Mehrwert davon, unseren Blog zu lesen.
Allen, die gerne etwas nebenbei gründen wollen oder einen Blog starten möchten, würde ich raten, es einfach mal zu probieren. Also gar nicht lange überlegen, sondern machen. Damit meine ich nicht, gleich alle Zelte abbrechen, sondern nebenbei mal ausprobieren. Wenn man noch seinen normalen Job nebenbei hat, fällt man eben auch weicher – und dann einfach gucken, wo es hinführt.
Christina: Ich würde all denen raten, das Chapter One Mag zu lesen, die genervt sind von den üblichen Karriereportalen, die einem eigentlich nur die eigenen Macken und die eigene Unperfektheit aufzeigen, und was man nicht alles noch optimieren sollte. Chapter One Mag ist das Richtige für alle, die gerne ein bisschen ganzheitlich gucken möchten: Was sind das eigentlich für Leute, die in der gleichen Situation sind wie ich? Wie gehen die damit um? Was waren deren Probleme und wie haben sie sie gelöst?
Und natürlich auch alle die, die gerne selbst über ihren Berufseinstieg schreiben oder davon berichten möchten. Auch wenn man selbst nicht so gerne schreibt, aber seine Geschichte erzählen möchte – wir schreiben sie dann für euch.
Netzcamp: Na das ist doch mal was. Also alle, die eine spannende Geschichte zum Berufseinstieg zu erzählen haben – schickt sie ans Chapter One Mag!
Christina: Genau. Das geht wie gesagt entweder in Interviewform oder in einem Gespräch, nach dem ich dann einen Artikel dazu schreibe. Natürlich gebe ich das dann immer noch einmal an die Person zum gegenchecken – es kann ja immer mal sein, dass man etwas missverstanden und falsch wiedergegeben hat. Am Ende muss ein Produkt herauskommen, das für beide Seiten gut ist.
Was natürlich auch auf jeden Fall geht, ist ein anonymer “Ich-muss-mal-eben-über-alles-abkotzen-Artikel”! Wenn man etwas Schlimmes erlebt hat oder mies behandelt wurde, kann man auch darüber schreiben – ohne den eigenen Namen zu veröffentlichen.
Netzcamp: Vielen Dank, Christina und Jana! Ich wünsche dem Chapter One Mag alles erdenklich Gute!
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