Berufseinstieg: Vom jung sein und jung aussehen
Nicht nur die Bloggerin und Moderatorin Ninia Binias hat das Problem, jünger zu wirken, als sie tatsächlich ist (was sie in ihrem sehr unterhaltsamen Artikel hier beschrieben hat). Ich bin zwar mit 1,60 ein wenig größer, bleibe aber trotzdem scheinbar immer das kleine Mädchen.
Während es noch irgendwie amüsant ist, nach dem Ausweis gefragt zu werden, wenn man Wein oder Mon Cheri kaufen will (ja, wirklich: Mon Cheri!), ist es beim Berufseinstieg doch ein wenig frustrierend. Ich möchte schließlich gerade dort ernstgenommen werden!
Überraschung zum Dessert
Ich bin beim Mittagessen mit meinem Vorgesetzten, der etwa doppelt so alt ist wie ich. Abgesehen von kurzer peinlicher Stille hier und dort, ist alles in Ordnung. Wir essen, unterhalten uns über die Arbeit, das Wetter, Gott und die Welt. Er fragt mich, was ich beruflich vorher so gemacht habe, ist beeindruckt von meiner Auslandserfahrung und gratuliert mir zur erfolgreichen Integration ins Team. Geht alles runter. Wie Öl.
Auf dem Weg zum Kaffee nach dem Essen gehe ich am stillen Örtchen vorbei und geselle mich schnurstracks wieder zum Herren, der nun freundlicherweise mit zwei Cappuccinos auf mich wartet. Als wir den Gesprächsfaden wieder aufnehmen, sagt er: “Wissen Sie, ich wurde gerade von einem Kollegen gefragt, ob ich heute Besuch von meiner Tochter hätte, zum Mittagessen, meine ich.”
Wie jetzt?
Ich verstehe nicht sofort und blicke verdutzt drein. “Wie jetzt?”, murmele ich leise und schaue mich um. Wo ist sie denn? Dann fällt der verdutzte Blick ganz von selbst von meinem Gesicht ab und ich begreife: “Ach, der meint mich. Achso, okay.” Ich lache – halb aus Verlegenheit, halb weil es irgendwie doch lustig ist.
Mein Begleiter lacht auch, ist aber peinlich berührt. Er weiß nicht genau, was er sagen soll. Dafür rede ich nun umso mehr, wie ich es immer tue wenn ich nervös werde.
Was zählt ist doch wie ich arbeite… oder?
Ich sage: “Ich vergesse ehrlich gesagt oft, dass ich so viel jünger bin als die meisten anderen.”
Verwirrung: “Wie kann man das denn bitte vergessen?”, kommt prompt die Rückfrage.
“Naja, am Arbeitsplatz ist das eben eine andere Atmosphäre. Da bin ich gedanklich nur im Projekt, im Thema und in der Materie drin. Da mache ich mir über solche Sachen wie mein Alter eigentlich keine Gedanken. Was zählt ist doch, ob ich meine Arbeit gut mache, und nicht wie alt oder jung ich wirke.”
Der skeptische Blick meines Begleiters verrät: da irre ich mich wohl ein wenig. Wie man aussieht und wirkt ist halt eben doch enorm wichtig.
Da kannste machen watte willst.
Fotocredit: Viktor Hanacek