Kennst du das?
Es ist dein erster Tag, sagen wir z.B. an der Uni – und nicht nur das Gebäude so groß, verwinkelt und kompliziert, dass du nicht weißt, ob du dich jetzt nach rechts oder doch nach links verlaufen sollst. Du sollst dir außerdem aus gefühlt 3587 Vorlesungen und Seminaren einen Stundenplan erstellen – von Credit Points und dergleichen hast du nicht die leiseste Ahnung. Aber okay, einfach mal drauf los!
Der erste Tag im neuen Praktikum – Who is who? Du stellst dir tausend Fragen: Wie soll ich mich verhalten; wie soll ich stehen, wie soll ich gehen? Mache ich mich lächerlich, weil ich vor Nervosität mal etwas länger auf dem Schlauch stehe oder eine Sekunde zu lange dümmlich grinse, weil ich nicht weiß was ich sagen soll?
Wie ein unwissendes Kind tappst du herum und hast nur eine Mission: dich nicht zu blamieren.
So habe ich mich schon oft gefühlt, und jedes Mal hatte ich riesige Angst, an meiner neuen Aufgabe zu scheitern.
Aber es ist auch jedes Mal ein unglaubliches Glücksgefühl, mich in dem ehemals gruseligen Labyrinth zurecht zu finden. Dieses stolze “ich habe es geschafft”-Gefühl zu haben wenn man nicht mehr eingeschüchtert ist, ist unbezahlbar.
Schon im zweiten Semester lief die Stundenplanerstellung wie am Schnürchen; nach ein paar Monaten Praktikum in Brüssel wusste ich wer die verschiedenen EU-Kommissare sind oder welche Journalisten zu welcher Zeitung gehören. Ich verlaufe mich nicht mehr, ich kenne mich aus. YESSS. Ich fühle mich wie der König der Welt…
Bis zur nächsten Herausforderung jedenfalls.
Letzte Woche ging es mir wieder so. Ich war auf Dienstreise in Kopenhagen, um eine Konferenz mitzuorganisieren. Das Thema: Öko-Innovation.
Eine Konferenz für 150 Menschen planen und durchführen. Da zitterten mir schon heftig die Knie. Anmeldung, Catering, Pressemitteilungen, Workshops, Namensschilder… von banal bis fatal war alles dabei.
Ich reise an, trappele meinen Kollegen hinterher und versuche nicht allzu eingeschüchtert zu wirken. Na wenigstens das Konferenzgebäude habe ich schon mal gefunden: check. Da geht es auch schon los. Mein Pokerface scheint ja gut zu wirken, denn immer wieder kommen die Leute mit ihren Fragen zu mir – wie, was, wo?
Fragen über Fragen, die wie Basketbälle auf mich zuspringen – am liebsten würde ich mich wegducken.
Aber ich widerstehe der Versuchung und tue es nicht – ich fange sie.
Auch wenn ich nicht fünf Bälle gleichzeitig halten kann, kriege ich sie nach und nach in den Griff und verteile sie in die zugehörigen Körbe. Und es fühlt sich toll an!
Belohnt wurde ich mit einer Woche Kopenhagen, gutem Feedback und ein Portion Stolz, ganz tief in der Bauchgegend irgendwo.
Ich bin unendlich dankbar, dass der Berufsstart so viele Glücksmomente für mich bereit hält. Ich fühle mich gut, stark, und gewappnet für das nächste Labyrinth!
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