Christina Wunder ist zufrieden: Einst Generation Praktikum, hat sie heute mit ihrem Job als Pressereferentin bei einem Forschungszentrum ihr Ding gefunden. Ich frage mich manchmal, wie sie es daneben schafft, noch regelmäßig Geschichten aus dem Berufsalltag und Tipps zum Thema Bewerbungen & Co. für Chapter One Mag zu schreiben. Ich glaube in Sachen Zeitmanagement kann ich noch ein bisschen von ihr lernen.
Was sie ihrem damaligen Berufseinsteiger-Ich verraten würde, warum sie statt einer total inspirierenden Morgenroutine lieber ihren Wecker verflucht und wo sie sich selbst in fünf Jahren sieht, hat sie mir erzählt.
- Beschreibe in einem Satz was du beruflich machst
Ich schreibe Forschungsergebnisse zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz so auf, dass normale Menschen sie verstehen können (Deutsch-German, German-Deutsch sozusagen). Ich helfe Fachleuten, effektiver und verständlicher zu kommunizieren.
- Was war für deinen Berufseinstieg ausschlaggebend?
Letztlich hat glaube ich eins zum anderen geführt: die erste Auslandserfahrung während und nach dem Studium; dann das erste, zweite, dritte Praktikum; und irgendwann dann der Job. Ich habe mich überall “ganz normal” beworben und die Stelle dann gekriegt. Dazwischen lagen viele Absagen (63 Bewerbungen; davon 24 Absagen, 2 Zusagen, und 37 mal überhaupt gar keine Rückmeldung), viel Verbissenheit, Zukunftspanik und dann doch eine Portion Alles-wird-gut.
- Was war das Hilfreichste was du im Studium gelernt hast?
Ich habe Übersetzen (B.A.) und Europapolitik (M.A.) studiert. Von der Übersetzung habe ich mein Handwerk: letztlich bin ich heute auch Übersetzerin “von kompliziert in einfach”. Am hilfreichsten war, dass ich gelernt habe selbstsicher vor Leuten zu sprechen. Das kam mir bisher immer zugute, von Bewerbungsgesprächen über Kundentermine bis zum Jahresgespräch.
Wichtiger als mein Studium waren aber definitiv meine Praktika und Nebenjobs. Als Deutschlehrerin in England habe ich gelernt, komplizierte Dinge (ich meine dich, Deutsche Grammatik!) so einfach wie möglich und mit greifbaren Beispielen zu erklären. In den Praktika in verschiedenen Internationalen Organisationen konnte ich das dann auf den professionellen Kontext übertragen. Eine Portion Stressresistenz habe ich sicher beim Kellnern und beim Arbeiten auf Musikfestivals abbekommen. Ich würde keinen meiner Jobs weglassen, wenn ich heute noch mal die Wahl hätte.
- Wie sieht deine Morgenroutine aus?
Ich wünschte ich könnte jetzt irgendwas total Inspirierendes sagen, wie “ich meditiere jeden Morgen eine Stunde bei Sonnenaufgang und presse zum Frühstück frische Säfte” oder so. Stattdessen fluche ich meinen Wecker an, schwöre mir heute Abend aber mal wirklich früher ins Bett zu gehen, und koche mit halb-geschlossenen Maulwurfaugen Kaffee.
Nach der ersten Tasse aber, spätestens nach der Zug- und Fahrradfahrt ins Büro bin ich in der Regel im Tag angekommen. Vor allem die Radfahrt an der frischen Luft tut mir sehr gut.
- Welche 3 Persönlichkeiten motivieren oder inspirieren dich?
Ich kann das ehrlich gesagt nicht an bestimmten Persönlichkeiten festmachen. Ich bin relativ leicht zu begeistern und mag es, wenn Leute engagiert, witzig und offenherzig sind.
- Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Hoffentlich bei einer Kombination aus beruflicher und privater Zufriedenheit. Ich möchte einen Job haben, bei dem ich Verantwortung übernehme, der mich fordert und an meine Grenzen bringt. Ich langweile mich, wenn es nicht vorangeht oder ich in bestimmten Strukturen festfahre.
Gleichzeitig möchte ich aber nicht nur für die Arbeit leben, sondern auch privat die Möglichkeit haben Neues zu machen und Zeit mit den Menschen zu verbringen, die mir wichtig sind.
- Was würdest du deinem Berufseinsteiger-Ich heute sagen?
Dass ich mir verdammt noch mal weniger Sorgen machen soll. Die meisten schlaflosen Nächte voller Zukunfts- und Versagensängste waren unbegründet. Wenn man sich anstrengt und sein Bestes gibt, klappt es immer irgendwie. Auch wenn es hier und da anders aussieht, als man es sich vorgestellt hatte. Ich weiß natürlich selbst, dass man vor jedem, der einem das sagt, herzhaft die Augen verdreht. Ist ja einfach, das zu sagen, wenn man das Gröbste hinter sich hat. Aber es ist die Wahrheit.
Damals, im ersten Semester der Uni, war es unglaublich stressig (Bologna-Kinder wissen, wovon ich rede). Alle sagten, dass es ab dem dritten besser würde. Diese Aussage hat mich extrem genervt. Wie bitteschön soll mir das jetzt, im ersten Semester, weiterhelfen? Aber Überraschung, es kam natürlich genau so. Ich überstand das erste, das zweite und ab dem dritten wurde es leichter.
Dann, auf der Suche nach dem ersten Job (und bei gleichzeitiger Unlust auf ein weiteres Praktikum) sagten alle: Nur Mut, das ist jetzt der schwierigste Teil, der angst-einflößendste. Wenn du den geschafft hast, wird alles ein bisschen weniger gruselig. Na toll.
Aber weil eben auch das nichts als die Wahrheit ist, hatte ich die Idee für das Chapter One Mag. Um den anderen, die in genau dieser Situation stecken, zu sagen: Kopf hoch, das wird schon!
Und du?
Du möchtest uns deine Geschichte erzählen? Dann schreib uns!