Seit meinem Studium in Holland war ich mir schon immer sicher, dass ich noch einmal woanders leben und arbeiten will.
Ich glaube, wenn man den Schritt ins Dunkle – in das ungewisse andere Land – schon einmal gewagt hat, dann fällt es einem natürlich umso leichter es noch einmal zu tun.
Ich habe 3 Jahre in Holland gelebt, studiert und gearbeitet. Ich habe daraufhin mein Auslandssemester in der Türkei gemacht und dort ein wunderbares Leben voller Reiseabenteuer und Aha-Momenten gehabt.
Heute lebe ich in Toronto und arbeite hier für eine Werbeagentur und bin der festen Überzeugung, wenn du dich nicht aus deiner Komfortzone traust, dann lebst du nicht richtig.
Ausgenommen, du bist halt ein Typ-Mensch, der lieber im behüteten Deutschland bleibt und das am besten in seiner Heimatstadt mit seinem Lieblingsbäcker um die Ecke – ist auch völlig legitim – nur mein Leben ist es nicht.
Mein Leben soll aufregender sein, voller neuer Eindrücke und Erlebnissen stecken – privat und beruflich. Ich finde wir sollten immer das Beste aus unserem Leben machen wollen und auch wenn das heißt, dass man manchmal ungemütliche Entscheidungen treffen muss oder Abschied von den Liebsten nehmen muss.
Es ist ja kein Abschied auf Dauer und vor allem entscheidest du dich in diesem Moment nicht gegen die Familie und Freunde, sondern für Dich.
Das bist du dir selbst ja auch irgendwie schuldig.
Bevor ich mich dazu entschloss Deutschland den Rücken zuzukehren, habe ich noch ein paar Monate für eine PR- und Event-Agentur in Berlin gearbeitet. Den Job konnte ich mir durch eine gute Performance während des Pflichtpraktikums sichern. Ich jammerte nie viel und hab immer 120% gegeben – beides wohl gute Eigenschaften für den Einstieg in den Arbeitsmarkt.
Ich liebte das Team und den Job.
Nichts desto trotz, ich wusste was ich wollte – gehen.
Gehen, um mich neuen Herausforderungen zustellen.
Schritt 1 – Arbeitsvisum für das Zielland
Anfang des Jahres 2014 habe ich mir für ein Work and Holiday Visa in Kanada über die Government of Canada Webseite beworben. Die Bewerbung machst du online, in dem du dir einen Account anlegst und der Anleitung folgst.
Die Dokumente auszufüllen, die Führungszeugnisse zu bekommen (aus Deutschland und dem Land, in dem du für mehr als 6 Monate gelebt hast), die Passfotos zu machen und auf Rückmeldung zu warten hat insgesamt um die 4 Monate gedauert.
Dann hatte ich den Confirmation Letter. Das Schreiben bestätigt dir, dass du in das Programm Work and Holiday aufgenommen wurdest und dass du Kanada betreten darfst, um zu arbeiten. Es ist dennoch keine 100%-ige Garantie dafür, dass du an der Grenze am Flughafen nicht doch noch durch irgendwelche unerwarteten Geschehnisse abgewiesen wirst.
Du hast dann ein Jahr Zeit, um einzureisen. Sobald du einreist, wird dann dein Visum für ein Jahr aktiviert.
Mit dem Work and Holiday Visum kannst du dann für egal welchen Arbeitgeber kanadaweit arbeiten.
Das Visum zu bekommen ist der einfachste Schritt in dem ganzen Prozess. Das Schwierige ist, was danach kommt.
Schritt 2 – Alles Organisatorische im Heimatland abwickeln
Den Rest des Jahres 2014 habe ich mich um all die organisatorischen Dinge gekümmert. Du musst die Wohnung kündigen, alle Verträge jeglicher Art kündigen (Handy, Fitnessstudio, etc.) und den derzeitigen Job aufgeben, falls du einen hast. Und vor allem musst du Abschied nehmen – das unangenehmste von all den To-Do-Dingen.
Das Jahr 2015 kam und dann ging alles ganz schnell.
Koffer waren gepackt, nur noch die letzten Geldscheine aus den Hosentaschen zusammenkratzen, dann saß ich auch schon im Flieger in Richtung Kanada.
Die ersten Monate bin ich dann durch Kanada gereist, aber aufgepasst: Kanada ist teuer. Das Reisen dementsprechend auch.
Nach einigem hin und her bin ich dann in Toronto gelandet. Eine Stadt mit vielen beruflichen Möglichkeiten. Mehr als in Vancouver, wenn es um mein Berufsfeld geht: Event-/Marketing/ Werbung.
Schritt 3 – Arbeitssuche in Kanada
Der nächste Schritt ist der Alles-entscheidende-Schritt: Der Berufseinstieg in einem anderen Land. Manchen brauchen wenige Wochen, einige bis zu 6 Monate, um einen Job zu finden. Ich habe 3 Wochen gebraucht, mein Freund hingegen 2 Monate. Es gibt da echt keine Norm und es liegt, wie das so ist im Leben, alles an dir und wie du die Dinge anpackst.
Ich hab mich vor Ort beworben. Dieser Weg ist in meinen Augen vielversprechender, weil er sicherer für deinen zukünftigen Arbeitgeber ist. Du bist schon im Land, hast eine feste Adresse und dein Arbeitsvisum wurde genehmigt.
Ich hab mich hauptsächlich auf LinkedIn nach Stellen umgeschaut. Hier in Kanada kommt LinkedIn super an, also füttere dein Profil mit so viel Informationen und Referenzen wie möglich.
Dazu habe ich mir natürlich Mühe gegeben herauszustechen. Manche schicken 10 oder mehr Bewerbungen am Tag raus und ich frag mich wie die das machen, da ich am Tag vielleicht 3 rausgeschickt bekommen habe. Die Recherche über die Firma und das Anpassen des Bewerbungsschreibens kostet Zeit, die man investieren sollte. Welcher HR Mitarbeiter hat schon Bock sich die hundertste generische Bewerbung durchzulesen?
Individualität ist das A und O!
Sobald du den Job sicher hast, kannst du dich einleben, Kanada genießen, Wochenendtrips planen und irgendwie auch ankommen nach all dem Stress.
Du kannst dann nach und nach auch von den Vorteilen eines Berufseinstiegs im Ausland profitieren.
Deine Sprachkenntnisse werden sich um Welten verbessern, dein organisatorisches Talent und die Selbstständigkeit werden geprüft und deine Soft Skills werden verfeinert. Und selbst wenn du nicht gleich deinen Traumjob findest, profitiert deine Persönlichkeit von dem Auslandstrip erheblich.
Es ist eine verändernde Erfahrung und ein unheimliches Privileg in einem anderen Land die Chance zu bekommen leben und arbeiten zu dürfen. Etwas neues erleben und sich immer weiterentwickeln – warum solltest du dich davor verschließen wollen?
Die Auslandsberufserfahrung ist zwar kein muss, aber ein gutes Sahnehäubchen auf dem Lebenslauf. Aber darauf kommt es letztendlich nicht an. Nicht der Lebenslauf steht für mich im Vordergrund, sondern mein Leben und das Erlebte.
Du solltest nicht ins Ausland gehen wollen, nur um krampfhaft die Karriereleiter hochzuklettern, sondern um das Leben und seine Möglichkeiten auszuschöpfen. Dann klappt es auch.
Und du?
Möchtest du auch gerne mal für eine Zeit im Ausland arbeiten oder hast schon Erfahrungen damit gemacht? Dann diskutiere mit uns und hinterlasse uns einen Kommentar!