Es ist kurz nach sieben Uhr morgens am Samstag, als der Wecker läutet. Mein Freund liegt neben mir und schläft tief und fest; ruhig atmet er ein und aus. Noch einmal schaue ich zu, wie sich seine Brust hebt und senkt, dann stehe ich leise auf. Die Sonne scheint mir ins Gesicht, als ich zu meinem Auto gehe und mich auf den Weg ins 40 Minuten entfernte Eisenstadt mache.
Dort studiere ich seit September 2016 an der Fachhochschule Burgenland den Masterstudiengang “Information, Medien und Kommunikation”. Berufsbegleitend. Jeden zweiten Freitag und Samstag verbringe ich dort. Unter der Woche finden in regelmäßigen Abständen ergänzende Online-Einheiten statt. Das Arbeitspensum ist auf berufstätige Studierende ausgelegt – eine organisatorische Herausforderung ist es dennoch.
Die Entscheidung für ein berufsbegleitendes Masterstudium
Schon während meines Bachelorstudiums war für mich klar, dass ich einen Master machen möchte. Lange Zeit wusste ich aber nicht so genau, wohin mich das führen sollte. Als ich vor genau einem Jahr anfing im Content-Marketing in einer Digitalagentur zu arbeiten, wusste ich: Wenn Master-Studium, dann im Bereich Online-Marketing.
Die Frage, ob berufsbegleitend oder in Vollzeit, war für mich schnell geklärt. Meinen neuen Job wollte ich auf keinen Fall aufgeben; meine finanzielle Unabhängigkeit noch weniger. Ich bewarb mich für einen Studienplatz an der Fachhochschule Burgenland und wurde angenommen. Ein neues Leben begann.
Ich hatte bereits während meines Bachelorstudiums regelmäßig gearbeitet. Allerdings nur rund 16 Stunden pro Woche. Nun waren es 30 Stunden. Und in einem Job, der mir zwar extrem viel Freude bereitet, aber auch eine große Herausforderung darstellt.
Wer sich für ein berufsbegleitendes Master-Studium entscheidet, sollte vor allem eines mitbringen: Organisationstalent. Arbeit, Präsenz im Studium, Online-Einheiten an den Abenden unter der Woche, Gruppenarbeiten und Freizeit – das alles musste ich auf einmal unter einen Hut bekommen.
The struggle is real, oder: Die Herausforderungen
Jede Fachhochschule oder Universität organisiert ihre berufsbegleitenden Maststudiengänge anders. Viele haben aber gemeinsam, dass die Wochenenden in Anspruch genommen werden. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich daran gewöhnt hatte. An Präsenzwochenenden komme ich freitags nicht vor 22 Uhr nach Hause und muss am Samstag um 9.30 Uhr wieder zur Stelle sein. Nach einer langen Arbeitswoche, kann das sehr kräftezehrend sein. Auch deshalb, weil ich das restliche Wochenende – also den Sonntag – und die Abende unter der Woche dann für Lernen und Hausaufgaben freihalten muss. Als das erste Semester vorbei ist, bin ich extrem erleichtert. Und auch irgendwie stolz. Aber Zeit zum Durchatmen bleibt nicht viel. Nach zwei Wochen Pause geht es weiter.
“Findet euch zu viert zusammen. Es wird dieses Semester eine Gruppenarbeit geben”. Gruppenarbeit. Das Wort steht wie eine kleine Drohung mitten im Raum. Im nächsten Kurs das selbe Spiel. Und im nächsten wieder. Zwei Wochen nach Semesteranfang bemerke ich, wie ich langsam aber sicher die Übersicht verliere. Ich hole mein Notizbuch heraus. Ganz old-school, mit Stift und Papier, fasse ich zusammen, welche Gruppenarbeiten ich das kommende Semester absolvieren muss und mit wem. Ich beginne zu schreiben. Am Ende sehe ich eine Liste vor mir, mit fünf Projekten in fünf verschiedenen Gruppen. Wir sind alle berufstätig, wir wohnen zum Teil in unterschiedlichen Städten. Mir kommt das böse Wort ‘Projektmanagement’ in den Sinn. Es wird eine Herausforderung.
Die Vorteile: Netzwerken, planen, den Horizont erweitern
Mit der Zeit lerne ich auch, meine organisatorischen Fähigkeiten zu verbessern. Projektmanagement-Tools werden zur Koordination eingesetzt, das anfängliche Chaos legt sich nach und nach. Jeder übernimmt bestimmte Aufgaben, wir ziehen alle an einem Strang, denn wir sind alle hier, um zu lernen.
“Die Menschen, die ihr in den nächsten zwei Jahren kennenlernt, sind ein wichtiger Teil eures zukünftigen beruflichen Netzwerks. Unterschätzt diese Chance nicht!” Die Worte meines Studiengangleiters, die er am Anfang des Studiums an uns richtete, kommen mir während eines Vortrags wieder in den Sinn. Ich sehe mich im Hörsaal um. Vorne spricht der Marketingleiter von Audi Österreich über seinen Job. Er freue sich, wenn wir uns im Anschluss mit ihm vernetzen wollen. Schon irgendwie cool, denke ich.
Ein berufsbegleitendes Masterstudium ist eine riesige Chance, das eigene berufliche Netzwerk zu erweitern. In meinem Jahrgang sind 40 Studierende. Alle aus der Medienbranche. Sie arbeiten als Journalisten, in PR-Agenturen oder im Online-Marketing. Der Austausch über Berufliches ist extrem spannend. Wir organisieren regelmäßig Stammtische; Jobangebote machen die Runde. Obwohl die meisten noch am Anfang ihrer Karriere sind, erkenne ich, welchen Mehrwert mir dieses Studium abseits der Lehrveranstaltungen jetzt schon bietet.
Ich denke an mein Bachelorstudium zurück. Ich war eher eine Einzelkämpferin. Mit meinen Studienkollegen kam ich stets gut aus, aber wenn es darauf ankam, verließ ich mich nur auf mich selbst. An der FH lerne ich nun stetig was es bedeutet, in einem Team zu arbeiten. Ich kann viel von anderen lernen und auch mein eigenes Wissen einbringen. Die Atmosphäre ist eine ganz andere. Ein berufsbegleitendes Masterstudium kombiniert das Beste aus zwei Welten. Es bietet einerseits einen Ausgleich zur Arbeit, und wenn andererseits die kleinen Problemchen an der FH einmal überhand nehmen, bleibt die vorübergehende Flucht ins “richtige” Leben.
Darum solltest du dich für ein berufsbegleitendes Masterstudium entscheiden
Ich würde die Entscheidung, ein Masterstudium anzufangen, jederzeit wieder treffen. Nach drei Jahren Bachelor hatte ich einfach noch nicht das Gefühl, genug gelernt zu haben.
Du lernst nie aus. Nach meinem Bachelorabschluss begann ich, 30 Stunden zu arbeiten. Und es war ein tolles Gefühl, nach der Arbeit nach Hause zu kommen und an nichts mehr denken zu müssen. Wenige Monate später begann ich, unruhig zu werden. Ich bemerkte, dass ich mit dem Thema Studium noch nicht abgeschlossen hatte. Ein halbes Jahr Pause hatte mir gut getan, aber ich wollte wieder zurück. Es gibt noch so viel zu lernen – wage den Schritt ins Masterstudium! Du wirst es bestimmt nicht bereuen!
Du verbindest Studium und Arbeit. Es gibt viele Gründe für oder gegen ein berufsbegleitendes Masterstudium. Ein ganz großer Vorteil ist aber sicher der direkte Austausch zwischen Theorie und Praxis. Mein Studium ist sehr praxisorientiert. Was ich am Wochenende in der FH lerne, kann ich montags bereits in der Arbeit anwenden. Das gibt mir das Gefühl, dass es der richtige Weg ist, den ich gehe.
Du beweist Organisationstalent. Die Koordination ist nicht immer einfach, aber es zahlt sich aus. Du wirst sehr schnell lernen, deine Zeit richtig einzuteilen und alle wichtigen Dinge in deinem Leben unterzubringen. Du wirst auch lernen, was dir nicht so wichtig ist. Um diese Balance zu finden, braucht einige Zeit, sie ist aber für dein späteres Berufsleben eine große Bereicherung.
Du lernst Gleichgesinnte kennen. Wie sagt man so schön? Wir sitzen alle im selben Boot. Was das bedeutet, merke ich an der FH ganz besonders. Wir sind alle in der selben Situation, und wenn es einmal schwierig wird, dann findet man schnell Trost bei Studienkolleginnen. Tipps machen die Runde, und wir unterstützen uns gegenseitig so gut es geht. Außerdem ist es verdammt schön, so viele Menschen mit den gleichen Interessen zu treffen. In meinem heterogenen Freundeskreis stoße ich mit der Begeisterung für meinen Job nicht immer auf Interesse. Am Wochenende auf der FH ist das anders.
Welchen Weg bist du gegangen? Hast du ein Masterstudium angehängt oder bist du nach dem Bachelorabschluss gleich voll ins Arbeitsleben eingestiegen?