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9 Tipps wenn du einen neuen Job anfängst

Nov 03, 2015 · 8 mins read
9 Tipps wenn du einen neuen Job anfängst
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Was erwarten Chefs eigentlich von Berufseinsteigern? Gute Arbeit, Zuverlässigkeit, Eigeninitiative? Worauf sollte man achten, wenn man sich gerade im neuen oder gar ersten Job orientiert? Wir haben eine Führungsperson um ehrliches Feedback gefragt, was ihre Erwartungen und Tipps an neue Mitarbeiter betrifft.

Carline Mohr ist 31 Jahre alt und lebt in Berlin. Sie hat Journalistik und Geschichte studiert, in der PR gearbeitet, die Journalistenschule von Axel Springer besucht und leitet inzwischen das Social Media Team bei bild.de. Dazu gehören die Social-Media-Redakteure, die Community und das Viralteam. Insgesamt sind über 20 feste und freie Mitarbeiter in ihrem Ressort angestellt. Im Netz ist sie zu finden als Mohrenpost.

Aus der Perspektive einer Führungsperson hat sie für Chapter One Mag ganz offen aus dem Nähkästchen geplaudert und 9 persönliche Tipps für den Berufseinstieg aufgeschrieben. Es geht um cholerische Chefs, Talent und Feierabendbier… (und pssst, um eine offene Stelle geht es auch!)

  1. Such dir einen Verbündeten

Es ist egal, ob das ein Vorgesetzter, eine freie Mitarbeiterin, der Praktikant oder die Tischnachbarin ist. Als Berufseinsteiger (m/w) ist es wichtig, jemanden zu haben, der weiß, wie der Hase läuft. Bei welchen Kollegen und Kolleginnen man besser keine schrägen Witze macht. Zu welchen Meetings man auf keinen Fall zu spät kommen sollte. Und welcher cholerische Chef in Wirklichkeit ein trauriger Loser ist. Man braucht jemanden, dem man vertrauen kann. Der einen ein bisschen an die Hand nimmt. Mit dem man Abends auch mal ein Bier trinken und die Frage aller Fragen stellen kann: „Haben die hier eigentlich alle einen Knall?!“

  1. Gib nicht gleich zu, dass du keine Ahnung hast

Klar, in einem neuen Job ist erst mal alles ungewohnt, und es gibt tausend Dinge, die Du nicht verstehst. Das ist kein Problem. So ging es am Anfang allen. Bleib souverän. Nicht stottern. Nicht „Ääähh, keine Ahnung“ sagen. Sag lieber: „Ja, ich bin dran.“ Oder: „Ich bin nicht 100% im Thema, gebe Ihnen aber in fünf Minuten Feedback.“ Oder: „Könnten Sie etwas mehr Kontext geben? Ich bin gerade unsicher, was Sie meinen.“ All diese Sätze sagen im Grunde nichts anderes als: „Äääh, keine Ahnung.“ Klingen aber besser. Dann fragst du jemanden, der sich auskennt oder findest es selbst heraus. Mein Schummel-Satz, bei dem meine Lieblingskollegen sofort wissen, dass völlige Ahnungslosigkeit dahinter steckt: „Jaja, hab ich auf dem Schirm.“

  1. Nicht zickig werden. Wirklich nicht.

Alles andere bringt nichts. Wenn sich dir gegenüber jemand überheblich oder unhöflich verhält: Lass dich nicht dazu hinreißen, zickig zu werden. Auf Angriff folgt immer Gegenangriff. Wenn es dir um die Sache geht – bleib sachlich. Sag nicht: „Nein, das ist die schlechteste Idee der Welt, das mache ich nicht.“ Sag lieber: „Theoretisch ein guter Vorschlag. Aber man muss bedenken, dass …“ Oder: „Das finde ich offen gesagt nicht ganz unproblematisch, weil …“ Wenn du unzufrieden bist mit einer Aufgabe oder dem Umgangston, versuche die Situation ohne Aggression zu lösen und bleib konstruktiv: „Ok, das ist grundsätzlich kein Problem. Ich bin gerade ein bisschen irritiert, weil …“

Wenn ich so richtig bockig bin, werde ich leider manchmal zynisch, das ist möglicherweise auch nicht immer empfehlenswert: „Natürlich mache ich das! Gerne! Ich hatte eh nichts vor, außer lustige Katzenvideos zu gucken!“ (Ich arbeite dran.)

4. Nimm dem fiesen Gegenüber den Wind aus den Segeln

Wenn dich jemand auf persönlicher Ebene angreift: Bleib erst mal ruhig. Spiel den Spiegel. Wiederhole in eigenen Worten, was dein Gegenüber gerade gesagt hat: „Sie meinen also, ich bin kein Teamplayer, weil …“ Es verschafft dir Zeit, kurz durchzuatmen, während dein Gegenüber mehr Kontext liefern muss. (Im besten Falle merkt er sogar, dass er sich gerade unfair verhält und rudert zurück.) Das Ziel sollte sein, eine Lösung für das Problem zu finden. Über die kann sich gerne dein Gegenüber Gedanken machen. Spiel den Ball zurück: „Was erwarten Sie jetzt genau von mir?“ Oder: „Ich verstehe. Wie könnten wir das in Zukunft besser hinkriegen?“ Lass dir Zeit. Es ist auch vollkommen in Ordnung zu sagen: „Ich würde da gerne kurz drüber nachdenken. Könnten wir morgen in Ruhe sprechen?“

  1. Nerv nicht unnötig

Wenn du einen neuen Job oder ein Praktikum anfängst, muss sich jemand um dich kümmern. Dir sagen, was du tun sollst, was man von dir erwartet und dir Feedback geben. Das gehört natürlich dazu. Es gibt aber ein paar Kleinigkeiten, mit denen Du deinen Kollegen entgegen kommen kannst:

Wenn du eine konkrete Aufgabe bekommst, erledige sie, so gut du kannst. Frag nicht wegen jeder Kleinigkeit extra nach, sondern sammle alle Fragen bis zum Schluss. Was mich wahnsinnig macht: Wenn jemand anfängt mit mir zu reden, während ich gerade konzentriert lese oder schreibe. Mir ist es lieber, wenn mich jemand kurz fragt: „Entschuldigung, hast Du gerade Zeit, mit mir darüber zu sprechen?“ Dann kann ich entscheiden, wann es mir passt, und bin gleich viel besser gelaunt. Komm nicht erst um kurz vor Feierabend mit Fragen oder Feedbackwunsch, sondern mindestens eine halbe Stunde früher.

6. Sei selbstständig

Wenn du mal Leerlauf hast, such dir eine Beschäftigung. Irgendwas ist ja eigentlich immer. Um deinem Chef oder deiner Chefin zu zeigen, dass du engagiert und initiativ bist, hebe dir eine kleine Frage auf. Oder eine interessante Nebensache. Die lässt du bei Gelegenheit ins Gespräch einfließen. „Ich habe mir gestern das Archiv angeschaut. Da ist mir aufgefallen…“ Oder: „Ich hatte noch ein bisschen Zeit und habe mal dies und das gemacht. Was ich nicht verstehe: …“ Dann weiß der Chef/die Chefin: Du bist schnell. Du hängst nicht rum. Du bist wirklich interessiert. Jeder mag es natürlich, wenn man ihn zu erfolgreichen Projekten der Vergangenheit befragt: „Ich hab gesehen, damals lief das so und so. Wie sind Sie denn genau auf die Idee mit xy gekommen?

  1. Wehr dich gegen Arschlöcher

Falls du an deinem Arbeitsplatz mit Situationen konfrontierst bist, in denen du dich unwohl fühlst, weil sich jemand übergriffig und unangemessen verhält: Wehr dich. Ich habe drei innere Eskalationsstufen. Ich weiß nicht, ob die für jeden in dieser Form übertragbar sind. Aber vielleicht können sie ein bisschen Orientierung geben. (Stufe 3 musste ich zum Glück noch nie anwenden.)

Stufe 1: Erst mal sage ich nichts. Ich versuche alles über Ausdruck und Körpersprache zu signalisieren. Manchmal reicht das schon völlig, um deutlich zu machen, dass ich für blöde Witze nicht zu haben bin. Gerade am Anfang ist man unsicher und lacht bei allem mit. Tu das nicht. Verzieh keine Miene. Warte ein paar Sekunden und komm ganz trocken auf das eigentliche Thema zurück. Verschränk die Arme. Nimm die Schultern zurück und lass den Kopf nicht hängen. Ziehe deine Augenbrauen hoch. Signalisier mit allem, was du hast: „So nicht.“ Oft brauchst du dann gar keine Worte mehr.

Stufe 2: Wenn das alles nicht hilft: Sag was. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sei wieder der Spiegel: „Hast du gerade wirklich gesagt, du würdest mich gerne mal im Freibad sehen?“ Sei frech: „Dich würde ich auch mal gerne im Freibad sehen. Ich glaube, Pommesverkäufer würde dir gut stehen.“ Triff den wunden Punkt: „Oh, ein Treffen im Freibad fände ich nett. Ist deine Frau dann auch dabei?“ Sei unmissverständlich: „Puh. Da kann ich gerade gar nicht drüber lachen. Ich finde, Freibadthemen gehören hier nicht hin.“ Atme innerlich kurz durch. Hör auf deine Intuition.

Stufe 3: Wenn sich jemand immer wieder übergriffig verhält: Rede mit deinen Verbündeten. Such dir Unterstützung, und sei es moralische. Überlege, wie deine nächsten Schritte aussehen könnten. Ein Gespräch zwischen dir, demjenigen, der dich belästigt, und einer dritten, objektiven Person? Oder ist die Situation bereits so eskaliert, dass du Unterstützung von einer anderen Ebene brauchst? Der Gleichstellungsbeauftragte zum Beispiel. Die Personalchefin. Der Betriebsrat. Bring konkrete Beispiele, Emails, Gespräche oder Situationen mit. Sei dir immer klar darüber: Niemand (!) darf sich übergriffig, sexistisch oder respektlos verhalten. Niemand.

8. Zeig dein verdammtes Talent!

Warte nicht darauf, dass jemand alle deine Talente entdeckt. Manchmal haben deine Vorgesetzten nicht die Zeit, die Muße oder den richtigen Draht zu dir, um dich entsprechend zu sehen und zu fördern. Klar, du hast den Job oder das Praktikum bekommen, weil du ganz offensichtlich etwas richtig gut kannst. Aber vielleicht brennst du noch für etwas, was du im Alltag nicht immer zeigen kannst? Such nach einer charmanten Möglichkeit, auf dein Talent hinzuweisen oder es zu zeigen. Dräng es niemandem auf, aber biete es im richtigen Moment an. Achte dabei darauf, nicht die Kompetenzen deiner Kollegen in Frage zu stellen. Bleib trotzdem hartnäckig. Signalisiere immer wieder, dass du Interesse an einem Thema hast. Bereite Dinge vor, die du jederzeit aus der Schublade ziehen kannst. Warte den passenden Moment ab und sag so was wie: „Da wir gerade wieder davon sprechen: Ich habe mir da auch schon mal Gedanken gemacht. Habt ihr kurz Zeit?“ Wie gesagt: Warte nicht darauf, dass jemand dein geheimes Talent entdeckt. Zeige es! Setze es ein! Glaub an dich.

  1. Vergiss bitte nie: Es ist nur ein Job.

Er sollte dich nicht quälen. Du solltest seinetwegen nachts nicht wach liegen. Du musst den neuen Job nicht sofort lieben. Das kommt oft erst mit der Zeit. Aber er sollte dich nicht zu einem unglücklichen Menschen machen. Das ist es nicht wert. Bleib neugierig. Bleib ehrgeizig. Und hab niemals Angst etwas Neues auszuprobieren.

 

Viele Erfolg,

Carline Mohr

 

Ps: Carline sucht momentan für das Viralteam freie Mitarbeiter. Eure Chance, alle 9 Tipps sofort umzusetzen!

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