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5 Mentoring-Tipps für deinen Berufseinstieg

Dec 18, 2015 · 8 mins read
5 Mentoring-Tipps für deinen Berufseinstieg
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Ich sitze in einem Seminarraum voller junger Frauen. Die Erwartungen an einen erkenntnisreichen Tag liegen spürbar in der Luft, auch ich freue mich auf die vor mir liegenden Stunden.

Wo ich bin? Ich bin zu Besuch bei MentorMe in Berlin, einem Mentoringprogramm für Studentinnen der Geistes- und Sozialwissenschaften. In diesem Seminar geht es darum, sich mit seinen eigenen Stärken, Kompetenzen und Wünschen auseinander zu setzen. Ich bin sicher, das kennen viele von euch: oftmals ist man härter zu sich selbst, als es dem Selbstbewusstsein gut tut würde. Noch viel öfter bemerkt man die eigenen Stärken nicht so gut wie die vermeintlich vielen Schwächen. Doch das geht auch anders.

Mit Coaching zum Kick-Ass-Selbstbewusstsein

Wie MentorMe funktioniert, habe ich neulich bereits beschrieben. Jede Teilnehmerin bekommt einen Mentor/Mentorin zur Seite gestellt. Diese unterhalten sich mit den Mentees etwa ein bis zwei Mal im Monat über ihre berufliche Fragen. Solche Treffen finden entweder persönlich, über Skype oder telefonisch statt. Gemeinsam erarbeiten sie die Stärken, Ziele und Berufschancen der Mentee – aber auch ein Austausch auf der persönlichen Ebene ist wünschenswert. Ich finde das super, denn manchmal fühlt man sich mit seinen ganzen Fragen ziemlich alleine gelassen. Das fachliche Wissen aus der Uni ist eben noch nicht alles.

Wie lernt man bitte Selbstbewusstsein, Netzwerken oder Reflexionsvermögen? Mit #Mentoring! Click To Tweet

Was es noch braucht: Sicheres Auftreten, das Bewusstsein über die eigenen Stärken (und Schwächen), Reflexionsvermögen, ein gutes Netzwerk und so weiter und so fort. Das Ganze wird nicht gerade vereinfacht durch die ganz fundamentalen Fragen, die man sich selbst (und der Oma und der Tante und dem Nachbarn) regelmäßig beantworten soll: Was will ich eigentlich machen? Und wenn ich das mal weiß: wie komme ich dahin?

Natürlich kannst du im Idealfall durch den Kontakt zu deinem Mentor/Mentorin auch dadurch profitieren, dass du ein Praktikum, einen wichtigen Kontakt, im Idealfall sogar einen Job vermittelt bekommst. Aber in erster Linie geht es meiner Meinung nach um etwas anderes: Es geht Selbstbewusstsein. Um den Mut zum eigenen Willen. Um das unerschüttlerliche Wissen um die eigene Kompetenz. Um ein aufrechtes: Ja, ich muss noch viel lernen, aber ich kann halt eben auch schon ziemlich viel. Gerne zeige ich Ihnen, was ich kann.

Berufseinstieg: Ja, ich muss noch viel lernen, aber ich kann halt eben auch schon ziemlich viel. Click To Tweet

Sich mit sich selbst beschäftigen

Deshalb drehte sich der Workshop mit dem Titel “Erkennen – Macht der Kommunikation” vollständig um die eigene Selbstreflexion. Für das Chapter One Mag habe ich den Workshop besucht, um euch hier die besten Tipps und Methoden vorzustellen.

Das wirklich Hilfreiche war für mich hierbei nicht, dass ich in dem Workshop meine Stärken und meinen idealen beruflichen Werdegang auf dem Silbertablett serviert bekommen hätte. Was in den MentorMe-Workshops gemacht wird, ist viel grundsätzlicher, tiefliegender und zielführender: Ich bin diesen Fragen verdammt noch mal selbst nachgegangen.

Und mit den folgenden MentorMe-Tricks kannst du das auch:

  1. Was kannst du gut?

Die Suche nach den eigenen Stärken: Man selbst tut sich irgendwie immer schwer, seine Stärken herauszufinden. Deshalb folgender Tipp von MentorMe:

Nimm dein Handy raus.

Schreibe eine SMS an drei deiner Freunde. Bitte sie, dir 3 Stärken oder Talente zu nennen, die sie mit dir verbinden. Weise darauf hin, dass es eine Workshop-Aufgabe ist, und du ihnen später erklärst, was es damit auf sich hat. Jetzt sollen sie bitte nur die Frage beantworten.

Die Antworten haben so einige Teilnehmerinnen gerührt, gestärkt und aufgebaut.

Freue dich. Wusstest du schon, dass du das gut kannst? Ist das neu für dich? Eigen- und Fremdwahrnehmung können sich schon mal unterscheiden. Glaube mir, diese positive Korrektur deiner Wahrnehmung wird dir gut tun.

  1. Wer bist du und was magst du?

Was macht dich eigentlich aus? Bist du eher entspannt? Zielstrebig? Kreativ? Chaotisch? Strukturiert? Am effektivsten gelangst du über Umwege zu den Antworten auf diese Fragen.

Schnapp dir eine Freundin oder einen Freund

Erzähle deinem Gegenüber einen Schwenk aus deiner Kindheit – nichts ist so erkenntnisreich wie ein Blick hinter die eigenen dicken Fassaden in die persönliche Vergangenheit: Wie warst du mit 5, mit 10, mit 15, mit 20 Jahren? Was hast du gerne gemacht? Welche Bücher und Geschichten mochtest du? Wer waren die Helden deiner Kindheit, wem hast du nachgeeifert? Was hast du in den Sommerferien – dem Inbegriff der Freiheit – mit deiner ganzen Zeit angestellt?

Reflektiere. Welche Aspekte tauchen über die Altersgrenzen hinweg immer wieder auf? Womit verbindest du die schönsten Erinnerungen? Was hast du bei der Frage nach deinen Wünschen und Zielen vielleicht übersehen? Welche Interessen und Stärken hast du vielleicht über die Jahre vergessen?

Lasse dir von deinem Gegenüber erzählen, wie er/sie dich wahrnimmt.

Was sind seiner Meinung nach deine stets wiederkehrenden Interessen und wo liegt deine Neugier? Wie gehst du mit Problemen um? Welche Momente aus deiner Kindheit haben dir vielleicht bestimmte Stärken mitgegeben oder auch Ängste?

  1. Ein Blick in die Zukunft: ein Wuschkonzert

Wo soll deine Karriere hingehen? Was wünschst du dir von deiner Zukunft? Das sind ganz schön massive Fragen, die sich nicht so leicht beantworten lassen. Die Antwort ist ohnehin eher ein Prozess, der sich stets anpasst. Umso wichtiger ist es, über das eigene Leben, die persönlichen Interessen und Wünsche reflektieren zu können.

Schnapp dir wieder eine Freundin oder einen Freund.

Reisen wir mit ihr/ihm in die Zukunft – und zwar in eine, die du dir aussuchen und zurechtphantasieren kannst: Was möchtest du einem alten Freund in 5 oder 10 Jahren über dich erzählen können? Was willst du in dieser Zeit erreicht haben und wo willst du im Leben stehen – privat wie beruflich?

Erst sprechen, dann denken: So schwer es dir auch fällt, dich auf diese Phantasiespiele einzulassen: Wenn du ein wenig abschweifst, wird dir so einiges über dich selbst klar. Hilfreich ist dabei vor allem, dass du dir diese Gedanken nicht im Stillen machst, sondern sie jemandem erzählst. Warum? Nun, idealerweise erzählst du einfach von der Leber weg, ohne zu sehr darüber nachzudenken. Im Verlauf des Gesprächs legt sich vieles in deinem Kopf zurecht, was dir vorher vielleicht nicht bewusst war.

Dein Gegenüber sollte sich deine laut gedachten Gedanken notieren und dir danach wieder seine Einschätzung vortragen. Bei der einen oder anderen Einschätzung deines Gegenübers nickst du vielleicht (wie ich) heftig mit dem Kopf und rufst immer wieder ganz erkenntnisvoll “Stiiiiimmt”! Ein Außenstehender kann manchmal in 30 Minuten mehr erkennen, als du alleine in Wochen des Grübelns.

  1. Welche Gefühle sind dir dabei wichtig?

Leben und Arbeiten sind eng verbunden – wir verbringen die Hälfte (oder noch mehr) unserer im Wachzustand verbrachten Zeit mit Arbeiten. Doch auch wenn es sich nicht wirklich trennen lässt, ist ein Bewusstsein für eine Work-Life-Balance wichtig. Wie möchtest du dich bei und nach der Arbeit oder im Hinblick auf deine Karriere als Ganzes fühlen?

Erfolgreich? Stolz? Zufrieden? Gefordert? Ausgeglichen? Anerkannt? Inspiriert? Welche sind dir davon am wichtigsten?

Nimm dir ein Blatt Papier.

Denke an den Moment zurück, in dem du deinem Bekannten aus der Zukunft von dir und deinem Werdegang erzählt hast. Welches Gefühl hast du, wenn du an deinen zukünftigen Idealzustand denkst? Wie möchtest du dich in 5 oder 10 Jahren fühlen, wenn du an deine berufliche Laufbahn denkst?

Versuche dies auf drei Gemütszustände herunterzubrechen. Welche sind dir am wichtigsten? Stolz? Unabhängigkeit? Zufriedenheit?

Okay okay… was haben diese Fragen zur eigenen Gefühlswelt mit beruflichem Erfolg zu tun?

Nun, so einiges: Wenn du dich selbst kennst und darüber reflektierst, was dir wichtig ist, kennst du auch deine Stärken, Schwächen und Wünsche. Unabhängig davon möchtest du im Idealfall ja auch einen Beruf der dich glücklich, statt krank macht, oder? Im nächsten Schritt wiederum kannst du dir (und das ist das Wichtige) ein berufliches Ziel setzen – denn ohne Ziel wird es schwierig mit der Karriereplanung.

Natürlich kann und wird sich dies im Laufe deiner Karriere immer mal wieder ändern. Dennoch ist es wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben, wenn man vorankommen möchte. Kommen wir zum letzten Punkt:

  1. Welche konkreten Schritte kannst du heute angehen?

Das ist die große Frage, die uns weg vom Philosophieren über das eigene Ich und hinein ins konkrete Handeln bringt: Was kannst du heute, nächste Woche oder nächsten Monat dafür tun, um dich so zu fühlen, wie du dich fühlen möchtest, und um so voranzukommen, wie du vorankommen möchtest?

Willst du dich irgendwann mal stolz fühlen auf das, was du alles geschafft hast, hast aber mit Zeitmanagement und Aufschieberitis zu kämpfen? Was kannst du heute tun, um diesem Gefühl etwas näher zu kommen? Vielleicht könntest du anfangen, Zeitmanagement-Techniken anzuwenden oder eine lange aufgeschobene Aufgabe erledigen – das könnten aber auch andere Dinge sein. Das positive Gefühl nach einem erfolgreichen Tag wird deine Motivation auch für die kommenden boosten.

Möchtest du dich in 10 Jahren stark fühlen, weil du in in all der Zeit enormes Durchhaltevermögen bewiesen hast? Wie wäre es, wenn du heute anfängst etwas Kleines konsequent umzusetzen, statt davon zu träumen? Das könntest du zum Beispiel mit “Give it 100 days” machen: du setzt dir ein Ziel (egal welches), gehst es jeden Tag ein kleines bisschen an – und freust dich an jedem dieser 100 Tage über dein erfolgreiches Durchhalten.

Oder ist es dir wichtig, dich ausgeglichen und zufrieden zu fühlen, tust dich aber schwer damit, abzuschalten? Was kannst du heute, morgen oder nächste Woche tun, um das zu erreichen? Meditieren, Sport machen, dir Zeit nehmen, dankbar für das sein, was du bisher schon alles geschafft hast?

Gehe es an!

Es gibt viel, was du tun kannst. Aber eines ist dabei immer wichtig: nämlich die Erkenntnis, dass jede Reise (ja, auch deine Karriere) mit einem stolzen ersten Schritt beginnt.

Vielen Dank an MentorMe dafür, dass ich den Workshop besuchen durfte, um euch bei Chapter One Mag darüber zu berichten!

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